Dienstag, 15. Oktober 2013

Liveticker Schweiz vs Slowenien 1:0 (0:0)

Hallo WM! Hallo Brasilien! Hallo Zuckerhut! Wir nehmen's zu wörtlich, schmieren unsere Yankees-Gangster-Caps mit Zucker ein und klemmen das neue Buch von Bestseller-Autor Alain Sutter unter den Arm. Na klar, es ist wieder Ticker-Zeit! Live aus Bern tickern wir war das Zeug hält und analysieren messerscharf.

19.31 Uhr
"Under my umbrella, ella, ella, eh, eh, eh" summen wir vor uns hin, als wir Matthias Hüppi sehen, der uns unter einem Schirm in den Fussbal-Abend begrüsst. Bis er in breitem Ostschweizer Dialekt ankündigt, dass Fabian Schär nicht spielt. "Never mind I'll find someone like youuuuuuu" singen wir nun. Wir sind traurig, blicken mit feuchten Augen in das weite Rund des Stade de Suisse und fragen uns, ob das alles hier noch einen Sinn macht.

19.40 Uhr
Ruefer beurteilt die Arbeit von Hitzfeld. Spricht von einer "flachen Hierarchie" im Schweizer Team. Uih, uih, uih. Worte, die die Fussball,Schatz-Redaktion nicht gerne hört. Wir schreien auf und fürchten uns vor einer Fussballwelt voller Phillipp Lahms.

19.44 Uhr
Nun ist das SRF auf Kuschelkurs. Nach Hitzfeld wird nun auch Benaglio über den grünen Klee gelobt. Weiter geht's mit Inler und Berahmi. Alles ist "toll" und "wichtig". Währenddessen halten Sutter und Hüppi unauffällig Händchen und blicken sich verliebt in die Augen. Hüppi: "Alä, üsärä Nati gohts guät, i bi glückloch!"

19.56 Uhr
Ruefer macht eine "Prise Selbstverständlichkeit" in der WM-Qualifikation der Schweiz aus. Erklärt damit die verhaltene Euphorie des Schweizer Publikums im Rahmen des gelösten WM-Tickets. Wir pflichten ihm bei und erinnern uns an die Heimspiele gegen die Türkei 2005 (2:0-Sieg) und Griechenland 2009 (1:0-Sieg), als man noch ein gewisses Kribbeln ausmachen konnte. Vogel, Magnin, Wicky, Müller, ja sogar Frei und Streller - wir vermissen euch!

6. Minute
In den ersten Minute fallen vor allem zwei Dinge auf. Erstens: Die Slowenen machen das Spiel. Zweitens: Die Frisur von Sloweniens 20, Kampl. Ein blond gefärbter Iro, der uns irgendwie Freude bereitet. Ich zücke mein Handy und wähle die Nummer meiner Coiffeuse.

11. Minute
Nach zehn Minuten fallen weiterhin vor allem zwei Dinge auf. Erstens: Die Slowenen machen noch immer mehr fürs Spiel. Zweitens: Die Frisur von Sloweniens 7, Pecnik. Eine braune Mähne, die vorne etwas kurz scheint. Als Hobby-Coiffeur mache ich eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Vokuhila aus. Ich zücke mein Handy und wähle die Nummer meiner Coiffeuse.

16. Minute
Hier auf der Tribüne ist jetzt eine leidenschaftliche Frisuren-Diskussion entfacht. Wir fordern die Rückkehr des Vokuhila und ackern, beziehungsweise schneiden uns durch die Pressetribüne des Stade de Suisse. Gratis Vokuhila-Haarschnitt von der Fussball,Schatz-Redaktion. Trendig, alternativ und innovativ - die Fussball,Schatz-Redaktion.

Derweil liefert uns Google ein Prachtexemplar in Sachen Vokuhila:












22. Minute
Das Spiel plätschert vor sich hin. Müde von den OLMA-Strapazen dösen wir vor uns hin. Retten kann uns nun nur noch eines: Es muss "ruefern" (Bedeutung: emotionaler Aufschrei mit dem Wort "Tor"). Während unser Hauptsitz in St. Gallen mit Hochdruck an der Aufnahme dieses Wortes im Duden arbeiten, gleitet Namensgeber dieses Wortes, Sascha Ruefer, in Mutmassungen ab. WÄRE die Schweiz noch nicht qualifiziert, WÜRDE die Top-Elf spielen, WÜRDEN sie dann auch noch eine solche Leistung zeigen, wie es die Schweizer bisher tun, dann, ja dann KÖNNTE man ganz scheu motzen.

30. Minute
Die Slowenen vor wenigen Minuten mit einer Riesen-Chance. Heisst in diesem Spiel: Man kam vage in die Nähe des Strafraums.

34. Minute
Aus etwa 25 Meter zimmert Reto Ziegler den Ball aufs Tor der Slowenen. Torwart Handanovic hat Mühe. Irgendwie geil. Nass kaltes Wetter, feuchter Rasen und ein Hammer eines Aussenverteidigers. Im Volksmund auch ein "Chlapf" oder ein "Fadä". Alles irgendwie männlich und stark. Morgen ein bisschen am Auto werkeln und ein paar Löcher in die Wand bohren, nehme ich mir vor.

41. Minute
Ruefer schwelgt in Kindheitserinnerungen: "Wer schon einmal getunnelt wurde, weiss wie weh das tut - im Geist." Kurz lebt sie wieder auf, die Erinnerung, als er im örtlichen Grümpeli von einem Mädchen böse getunnelt wurde.

45. Minute
Pause in Bern. Wir bedienen uns einiger Wörter aus dem Reporter-Baukasten. Nennen die Partie 'mal "zerfahren" und sprechen von einem "Abtasten". Nun essen gehen. In Bern, das durfte ich einst bei einem Auswärtsspiel des FC St. Gallen bei YB erfahren, gibt's die besten Ravioli. Die sind farbig und mit einer genialen Tomatensauce versehen. Zwei Portionen drückte ich mindestens in mich rein. Klasse!
@ReneSchudel #Ravioli #YOLO

21.00 Uhr
Reto Gafner nervöselt sich durch das Interview mit von Ah, der mit einer beängstigend monotonen Stimme einige nichts sagende Sätze ins Mikrofon spricht.

47. Minute
Auf der Tribüne scheint Fasnacht zu sein, was mich etwas anwidert. Als bekennender Guggenmusik-Ablehner höre ich mir genervt überschlagende Trompetenklänge auf der Tribüne des Stadions an. Was würd' ich nicht alles geben, um diesem Treiben ein Ende zu setzen, in dem ich die Übeltäter in Oliver-Kahn-Manier übelst zusammenstauche und demonstrativ mit einem masslos übertriebenen Verstärker Death-Metal-Musik wegscheuche.

53. Minute
Yann Sommer fischt eine harmlose Flanke der Slowenen runter. Seine Frisur, das merke ich erst jetzt, erinnert irgendwie an Redaktions-Lieblingstorwart Tim Wiese. Fehlt nur noch ein Trikot, das drei Nummern zu gross ist, asozial angehauchtes Macho-Gehabe und ein Gehalt von 3.5 Millionen Euro als Torwart Nummer 7.

60. Minute
Die Schweiz mehr und mehr mit guten Ansätzen. Barnetta will Seferovic an der Strafraumlinie bedienen. Bisher sind alle Bemühungen meist noch zu kompliziert, zu wenig zwingend.

63. Minute
Djourou HSV-mässig mit einem dicken Fehlpass, der sofort den Gegenzug der Weissen einleitet. Kampel enscheidet sich in der 3-gege-3-Situation für den Schuss, der er von Yann Wiese ganz stark pariert sieht.

66. Minute
Gerade als Ruefer über die vielen torlosen Remis' der Schweizer Nati motzt (was er völlig zurecht tut), scheinen dies die 23 (Schiedsrichter inklusive) Protagonisten auf dem Feld gehört zu haben. Ein weisser legt sich im Strafraum hin und fordert Elfmeter. Keine fünf Sekunden später der Schweizer Konter - 4-gegen-2-Situation. Seferovic bedient Dzemaili, der den Ball nicht im Tor unterbringt. Zuletzt, als eine solch hervorragende Konterchance so kläglich vergeben wurde, schrieben wir das Jahr 2008. EM-Spiel gegen die Türkei. Wir wissen ja wie es endete...

72. Minute
Gerade als wir auf der Tribüne über die Trikotnummer von Kasami (2) lachten, welche eigentlich einem technisch limitierten aber in Zweikämpfen unschlagbaren Aussenverteidiger zustehen würde, stürmt dieser alleine in Richtung Handanovic, legt quer, wo zwei Schweizer den Abpraller von Goalie Handanovic nicht erreichen.

73. Minute
Und dann rueferts. Oder auch: Toooooooooooooooooooooooooooooooooooooooor für die Schweiz! Xhaka fasst sich ein Herz und hämmert den Ball aus etwa 18 Metern in den Winkel. Ruefer ist glücklich, der Bann sei gebrochen. Alles ist rosarot und schön. Er nimmt sein Handy hervor und schreibt Sutter und Hüppi an: "Heute Abend noch zu mir? Kuschliger DVD-Abend, habe Notting Hill ausgeliehen. Kuss Sasch"

80. Minute
Zuerst treffen die Slowenen Aluminium nach einem Eckball. Wenig später Derdjyok, der zeigt was er kann. Ganz stark wie er über links in Richtung Tor zieht, den letzten Verteidiger austanzt und den Ball versucht in die entfernte Ecke zu schlenzen. Handanovic wehrt nicht nur diesen Schuss ab, sondern glänzt gleich auch beim Nachschuss.

84. Minute
Das Tor hat eindeutig Auftrieb gegeben. Chancen nun im Minutentakt. Sicherlich aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Slowenen in der Defensive aufmachen müssen. Mittlerweile ein gefälliges Spiel.

89. Minute
Zuerst Freistoss Schweiz, wo Derdjyok an Handanovic scheitert. Im Gegenzug rettet Sommer gegen Novakovic. Alles gut und recht. Die Guggenmusik-Fraktion stimmt aber "An Tagen wie diesen" an. Ein guter Song, der durch Musikkenntnissen aus drei Monaten Flöte in der 3. Klasse, gepaart mit einer Vuvuzela ähnlichen Trompete verhunzt wird.

90. Minute
Abpfiff in Bern. WM wir kommen! Mit verhaltener Euphorie schielen wir mit Gedanken in Richtung Sommer 2014, wo mindestens drei Spiele anstehen, in denen die gesamte Schweiz nach Brasilien schaut. Zugegeben: Ein wenig heiss macht uns dieser Ausblick schon. Hopp Schwiiz!

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