Endlich! Am Wochenende beginnt die Rückserie der Super League. Fussball,Schatz macht auf Mike Shiva und sagt voraus, was passieren wird.
Nach einer langen Winterpause freut sich die
Fussball-Schweiz auf den Start der Super-League-Rückrunde. Und dieser hat es in
sich. Der FCB verliert im Letzigrund bei Rekordmeister GC mit 0:1. „FCB, das
war Kack(itani)!“, titelt der Blick nach dem Eigentor des Basler Asien-Exports.
Ein bedienter Paulo Sousa erklärte sogleich auch den Grund für die Niederlage:
„There was no aggressivity.“ Dieser hätte es dem an Stuttgart verkauften Serey
Die mit Sicherheit nicht gefehlt. Gerüchten zufolge sei aber nicht der andauernde
Disput mit seinem Vorgesetzten der Grund für die Trennung in der Winterpause
gewesen, sondern die beispiellose Emotionalität des Ivorers. Als bei Serey Dies
letztem FCB-Einsatz Ende Oktober gegen Sion die obligate Super-League-Hymne „We
are all“ von Fox beim Einlauf der Protagonisten gespielt wurde, soll der
WM-Fahrer in Tränen ausgebrochen sein. Paulo Sousa sprach ihn im Nachhinein auf
seinen Weinkrampf an. Der
Mittelfeldpuncher gab zu verstehen, er sei einfach stolz gewesen in der Super
League spielen zu dürfen. In Basel munkelt man, dass der Portugiese umgehend
Präsident Heusler aufsuchte und sagte: „There was no nuts. Sell him!“
Auch am 20. Spieltag sind es die Basler, welche
die Sportteile im Schweizer Blätterwald füllen. Ein stark veränderter Meister
schlägt Sion bei der Generalprobe zum Champions-League-Hinspiel gegen Porto
gleich mit 5:0. Trainer Paulo Sousa sorgt mit der Renaissance des vermeintlich
zum Ende der Hinrunde beerdigten Rotationsprinzips für Schlagzeilen. Er wechselt
seine Elf im Vergleich zum GC-Spiel auf rund elf Positionen. Neben Embolo stürmen
das Sandmännchen und Martin Ødegaards jüngerer Bruder Aksel. „Dr Tränd isch
eifoch klar.“, rechtfertigt Heusler die Verpflichtung des norwegischen Talents,
das erst vor wenigen Wochen eingeschult wurde. Beim FC Sion gibt es andernorts Klärungsbedarf.
Mal wieder steht Christian Constantin im Mittelpunkt. Beim Pausenstand von 0:4
stürmt er in die Sion-Garderobe und beurlaubt Tholot. Dieser erklärte
SRF-Moderator Salzgeber noch während des Spiels, dass es halt die eine Niederlage
zu viel gewesen sei. Es ist einzig und allein Constantin selbst zu verdanken,
dass die Gäste nicht noch mehr Gegentore kassieren. Der eigenwillige
Unternehmer hütet im zweiten Durchgang das Tor der Westschweizer und muss nur Ødegaards
5-Km/h-Knaller aus 25 Meter passieren lassen, was dem ehemaligen Torwart die
Nomination in die Elf der Runde beschert.
Auch die dritte Runde nach der Winterpause
enttäuscht den sensationslüsternen Blick nicht. So titelt man noch vor
Ausspielung dieses Spieltags: „Knall in Bern! Forte geht – kommt jetzt Vogel?“
Nun, tatsächlich kommt Vogel. Nicht aber der ehemalige FCB-Coach Heiko, sondern
Bickels ehemaliger Weggefährte Erich. „Ich träume schon lange davon, dass wir endlich
mal wieder ein gemeinsames Projekt angehen können.“, erklärt Bickel den
zahlreichen Medienschaffenden bei der Pressekonferenz. Forte unterschreibt
zeitgleich in Sion einen Vertrag über zwei Spiele. Sein Statement: „Mich hat
das ehrgeizige Konzept von Constantin überzeugt. Ich habe vieles vor.“ Die
Einstände der neu gebildeten Führungsriegen gestalten sich anschliessend als
unterschiedlich. YB schlägt den FCB mit 2:0. Hauptstadt-Turm Hoarau ist dabei
Alleinunterhalter in der Berner Offensive und zeichnet sich für beide Treffer
verantwortlich. Schriftsteller Pedro Lenz ist derart angetan vom
grossgewachsenen Franzosen, dass sein nächstes Buch, „s 99i bin ig“, vom Berner
Top-Scorer inspiriert ist. Derweil taucht Fortes Sion im Heimspiel gegen den FC
St. Gallen. Reto Ziegler ist der einzige Torschütze der Partie. Mit einem
Eigentor-Hammer aus 35 Meter besorgt er den Espen drei Punkte im Tourbillon.
Ex-Nationalspieler Ziegler nimmt es dennoch mit Humor: „Fussball-Star werde ich
nicht mehr, dafür bin ich jetzt Youtube-Star. Auch gut.“
Zwei Tage vor dem Cup-Viertelfinal der St. Galler
in Buochs, lässt Espen-Sportchef Peischl dann die Bombe platzen: „Jeff Saibene
wird den FCSG per sofort verlassen und tritt das prestigeträchtige Amt des
luxemburgischen Nationaltrainers der U14 an.“ Es sei eine Herzensangelegenheit
gewesen, kommentiert Saibene seinen Entscheid. Doch damit nicht genug. Peischl
legt nach: „Neuer Trainer ist Uli Forte. Er erhält einen stark
leistungsbezogenen Vertrag über ein Spiel, der sich bei entsprechendem Erfolg
automatisch verlängert.“ Bekanntlich treffen die Ostschweizer beim besagten
einen Spiel auf Buochs, mit denen Forte noch eine Rechnung offen hat. Weniger
als 48 Stunden später wird im beschaulichen Buochs die Freinacht ausgerufen,
nachdem man St. Gallen mit 3:1 besiegt. Forte staucht seine Jungs im anschliessenden
SRF-Interview zusammen und Peischl gibt nur Minuten später bekannt, dass sich
Fortes Vertrag automatisch um sechs Jahre verlängert hat. „Mir hat gefallen,
was ich gesehen habe.“, so der Österreicher.
Es bleibt nicht das einzige Highlight in einer
spektakulären Woche. Denn auch in Zürich wird der Trainer gewechselt. „GC, da
habt ihr den Salat(ic)!“, prangt in grossen Lettern auf der Titelseite einer
bekannten Schweizer Tageszeitung. Dies nachdem Salatic bei einer
Pressekonferenz erklärte, er habe Trainer Tami gefeuert. „Manchmal“, so der smarte
Mittelfeldspieler, der in diesem Augenblick mit den Tränen kämpft, „vermisse
ich Papi Michael (Skibbe, d. Red.) halt eben schon.“ Es vergehen keine 20
Minuten bis sämtliche Mitglieder des Verwaltungsrats der Hoppers ihr Amt
niederlegen. Ex-Kugelstosser Anliker lässt verlauten, dass nur bei GC war, weil
„die ein Leichtathletikstadion haben“ und tritt ebenfalls zurück. Es ist auch Salatic, der Vujo Gavric für den
Verwaltungsrat verpflichtet. „Etwas Glamour ist in dieser tristen Phase
sicherlich nicht schlecht.“, erklärt der neue Kapitän und Präsident in
Personalunion. Gavrics erste Amtshandlung: Er tauft die Frauenabteilung des
Vorjahreszweiten in „Graspoppers“ um.
Auch als die Super League Ende März aufgrund
der Nationalmannschaftspause ruht, bleiben die skandalträchtigen News keine
Mangelware. Es ist die ehemalige Miss Schweiz Melanie Winiger, die schweizweit
für Gesprächsstoff sorgt. Keine 24 Stunden nach Embolos Einstand für die Nati,
bei welchem er Estland im Alleingang erledigte, gab Winiger bekannt: „Ja, ich
bin Embolos Mami.“ Weiter erklärt die 36-jährige, dass Embolo aus einer
„wunderbaren Liebesnacht mit Stress“ resultierte. In der Schweiz rieb man sich
verwundert die Augen und fragte sich, ob dies überhaupt möglich sei. An Tagen
wie diesen.
Spektakel bietet auch die 26. Runde der Super
League. Für einmal auch tatsächlich auf dem Platz. Aufgrund einer eklatanten
Verletzungsmisere auf den Verteidigungspositionen spricht Forte mit Ex-Spieler
Montandon über ein kurzfristiges Comeback. Dieser läuft dann im Berner Oberland
auch direkt von Beginn weg auf, wenn auch mit einem Formel-1-Helm. Trotz
ausgiebigen Kopfschutzes verzichtet Montandon gänzlich auf Kopfballduelle.
Stattdessen befördert der technisch beschlagene Innenverteidiger die Bälle per
Fallrückzieher aus der Gefahrenzone. Das Ganze gipfelt im 1:0 für die St.
Galler, das Montandon nach einem Eckball per Fallrückzieher erzielt. Leider
stürzt er beim anschliessenden Jubel und fällt auf den Kopf – Hirnerschütterung
Nummer neun, das endgültige Karriereende.
Spieltag 28 – der Kampf gegen den Abstieg
spitzt sich zu. Es duellieren sich Luzern (10.) und GC (9.) in der
Swisspor-Arena. Obwohl mit Schneuwly nur noch ein verletzungsfreier Stürmer im
Kader des Schlusslichts steht, lässt ihn Babbel auf der Bank schmoren. Bis zur
85. Minuten bleibt das auch so. Babbel sieht sich nun aber angesichts des
Spielstands von 0:0 gezwungen in die Offensive zu investieren. Der
Europameister von 1996 mustert die Bank, Schneuwly lächelt, steht auf und
entledigt sich seiner Trainingskleider. Babbel: „Marco, sitz wieder ab. Lorenzo
(Bucchi, d. Red.), du kommst ins Spiel.“ Tatsächlich: Babbel will den
Ersatzkeeper als Stürmer bringen. Dieser braucht dann aber mit der Bearbeitung
seines Spieler-Trikots zu lange, um noch ins Spiel eingreifen zu können, sodass
es beim 0:0 bleibt. Babbel zu seiner ungewöhnlichen Entscheidung: „Marco ist
noch nicht da, wo ich ihn haben möchte. Dazu hat Lorenzo sehr gut trainiert,
ist viel gelaufen in den Einheiten.“
Der 14. April ist in vielerlei Hinsicht ein
bedeutender Tag in der Historie des Schweizer Fussballs. Zum einen wäre da der
überragende 1:0-Sieg der Basler im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals
in Monaco vor rund 2'531 Zuschauern. Zum anderen deshalb, weil Trainer Paulo
Sousa erstmals ein Interview auf Deutsch gibt. „Ich habe fertig!“, verkündet
der ehemalige Champions-League-Gewinner. Wir sprechen von einer Verkündung,
weil es tatsächlich eine ist. Zur Überraschung der zahlreich anwesenden
Medienschaffenden im Presseraum folgt kein weiteres Wort des sturen
Portugiesen. Als der 45-jährige anschliessend über mehrere Tage nicht
aufzufinden ist, wird den Verantwortlichen klar, dass seine Aussagen einem
Rücktritt gleichkamen. Es ist dies der bereits fünfte Trainerwechsel in der bisherigen
Rückrunde – Rekord.
Ungeachtet der vielen Nebenschauplätze in der
Super League wächst in Zürich ein richtiger Torjäger heran. Armando Sadiku trifft wie er will. Beim
Gastspiel in Aarau am 29. Spieltag schon zum 12. Mal in dieser Rückrunde. Nicht
wenige behaupten, dass FCZ-Original und Materialwart Hermann Burgermeister für
den Höhenflug des eigentlich an Lugano ausgeliehenen Stürmer verantwortlich
ist. Nachdem man Sadiku wegen Verletzungspech einiger Stürmer wieder
zurückbeorderte, beflockte nämlich Burgermeister das Trikot des Albaners mit
„Sadik“. Der 1:0-Erfolg auf dem tiefen Brügglifeld-Rasen wird aber von einem
weiteren Foulspiels des Aarauers Sandro Wieser überschattet. Der
Liechtensteiner streckt den Zürcher Asmir Kajevic derart nieder, dass dieser
sich insgesamt sieben Verletzungen zuzieht. Im anschliessenden SRF-Interview
zeigt Wieser weniger Reue: „Nur sieben Verletzungen? Mist! Bei Yapi waren es
noch acht. Ich habe doch so lange dafür trainiert.“ FCZ-Übungsleiter Meier
reagiert daraufhin und verzichtet in den restlichen Saisonspielen auf einen
zentralen Mittelfeldspieler. Es würde Unglück bringen.
Der Begriff „ausgerechnet“ wird im
Fussball-Journalismus mitunter inflationär benutzt. Selten hat er aber besser
gepasst, als an diesem letzten Spieltag dieser Saison. Luzern braucht im
Heimspiel gegen die Berner Young Boys zwingend drei Punkte, um doch noch die
Klasse zu halten. Es läuft bereits die Nachspielzeit in Luzern, als die
Hauptstädter – mit Platz 7 ohne Hoffnungen auf eine Positionsverschiebung in
Richtung Europacup-Plätze mit entsprechender Aufstellung – beim Stand von 1:2
noch einen Freistoss zugesprochen bekommen. Das YB-Trainergespann um Vogel und
Bickel bringen ihren letzten Trumpf: den bis dato arbeitslosen Alex Frei. Unter
gellendem Pfeifkonzert schickt sich der Rückkehrer an, diesen Freistoss zu
treten. Der Ball scheint über die Mauer zu kommen, wird dann aber doch noch
unglücklich von FCL-Kapitän Pulijc abgefälscht und erwischt Luzern-Keeper
Zibung auf dem falschen Fuss – 2:2! Frei stürmt daraufhin zielgerichtet zur
Kurve der Zentralschweizer und zeigt mit seinen beiden Zeigefinger auf seinen
Rücken, auf welchem nicht nur eine „10“ prangt, sondern in mühevoller
Handarbeit noch ein kleiner Punkt platziert wurde. Die Botschaft ist unmissverständlich:
Zehnter. Letzter. Luzern steigt ab. Frei wird aufgrund der Provokation sofort
mit Rot vom Platz gestellt und ruft beim Begehen der Katakomben noch in
Richtung SRF-Kamera: „Das isch emol e Goal!“ Nur drei Stunden nach Spielschluss
wird von den Luzerner eine ausserordentliche Pressekonferenz einberufen, auf
welcher Alex Frei als neuer Sportchef vorgestellt wird. Frei, noch immer
verschwitzt und nach dem Trikottausch mit dem FCL-Dress von Pulijc
ausgestattet, spricht zu den Medien: „Ich bin nun auch ein grosser Haifisch.
Und ja, Luzern ist abgestiegen, aber ein Champion steht wieder auf.“
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