Donnerstag, 17. April 2014

Liveticker St. Gallen vs Lausanne 0:0

Verkleidet als Osterhase tickert der Fussball,Schatz von der Pressetribüne der AFG Arena. "Eier, wir brauchen Eier!", sagte Oliver Kahn einst. Heute irgendwie so passend wie nie. Eier für Ostern, aber auch Eier für Punkte. Das dürfte heute die Devise der St. Galler sein. Beschreibender Beobachter des Ganzen: Der Liveticker - selbst auf der Suche nach Mayonnaise. 

19.32 Uhr
So, wir sind nun endlich im Stadion angekommen. Aufgrund technischer Probleme (Laptop funktionierte nicht) verspätete sich unsere Ankunft nämlich dermassen, dass das vor Spielen obligate Bier ausfiel. Ja, wir sind sauer. Also passen wir uns gleich mal dem Leistungssport an und feuern die Fussball,Schatz-Abteilung "Laptop-vor-Spiel-zum-Funktionieren-bringen" komplett. Die 37 Mitarbeiter heuern anschliessend beim Blick an. Leistungssport. Wechseln, wenn man woanders nicht mehr zum Zug kommt.

19.36 Uhr
Wir haben uns nun etwas beruhigt. Das Ambiente hier macht's einem ja auch sehr einfach. Blauer Himmel, der sich dem Horizont entgegen in die Farben rot, orange, gar rosa taucht. Dieser Abend wird durch warme Temperaturen untermalt. Frühlingshaft ist man versucht zu sagen. Gibt bei uns: Frühlingsgefühle, weshalb wir uns gefühlte 200-Mal auf dem ins Stadion verliebt haben. Zuerst angesäuert, dann verliebt, später dann verängstigt (Mutsch in der Startformation). Der Liveticker - heute eine Achterbahnfahrt der Gefühle.

19.42 Uhr
Die Protagonisten betreten die Arena. Auch dabei: Das St. Galler Maskottchen. Fast trotzig läuft es mit den Spielern ein. Was viele nicht wissen: Wir haben uns vorher mit ihm einen Schlagabtausch geliefert. Es ging hoch her in den Katakomben der AFG Arena. Osterhase gegen Maskottchen - vorerst noch 0:1. Wir bleiben dran.

1. Minute
Nun beginnt sie, die Suche nach den drei Punkten. Die Espen tun das in folgender Besetzung.

Lopar - Mutsch, Stocklasa, Besle, Lenjani - Demiri, Nater - Nushi, Vitkeviecz, Rodriguez - Karanovic

5. Minute
St. Gallen zum ersten Mal "gefährlich". Wir schreiben das so ironisch, da Rodriguez den Freistoss von links so behäbig in die Arme des Lausanner Schlussmannes flankte, dass David Beckham zu Hause beim Abendessen - wie vom Blitz getroffen - die Salatschüssel punktgenau in den Geschirrspüler drosch. Nur aus Ärger über diesen missglückten Ball. So macht man das!

9. Minute
Das Spiel gibt bisher so wenig her, dass wir uns gerade gefragt haben, weshalb man jeweils von "das Spiel plätschert vor sich hin" spricht.  Das Verb 'plätschern' kennen wir nur von Bewegungen des Wassers. Spontan gehen wir auf's Klo die Hände abwaschen. Mit Wasser, wenn's was bringt.

12. Minute
Wir kommen zurück und sehen gerade noch, wie ein Weisser (Lausanne) abzieht und dessen Schuss an die Latte klatscht. Oder an die Latte plätschert. Wie auch immer. Das Schlusslicht bringt das Wasser in Bewegung.

14. Minute
Um beim Wasser zu bleiben: Stocklasa ist heute Kapitän der Ostschweizer. Er soll das St. Galler Schiff in ruhigere Gewässer führen heute.

15. Minute
Wir lesen unser Eintrag aus der vergangenen Spielminute nochmals, schütteln den Kopf und hoffen inständig, dass der Fussballgott uns mehr Gesprächsstoff liefert. Dann Eckball St. Gallen. Vater unser im Himmel...

17. Minute
Schiedsrichter heute ist übrigens Alain Bieri. Und wir verspüren plötzlich Lust auf ein Bieri, äh Bier.

19. Minute
Momenten, in welchen man gerne Torwart wäre: Ball locker aufnehmen. In der Gegend herum gucken, als würde man irgendeine Anspielstation suchen und dann die Pille mal drauflos zu bölzen und dem Abschlag noch einen Schrei, gepaart mit einigen kernigen Worten nachzuschicken. Dies spielte sich soeben bei Daniel Lopar ab. Womit wir bei Oliver Kahn wären, der das jeweils in Perfektion ausübte. Die Eier haben die St. Galler noch nicht gefunden.

21. Minute
"Oh Sangalle, üsi Liebi, mer wärdäd immär mit dir goh!", singt der FCSG-Anhang sichtlich angetan vom romantisch angehauchten Abend heute. So dürften sich die Teams heute aber mit einer Nullnummer trennen. Denn noch ist zuviel Romantik drin. Wir dürsten nach einer "Zeichen-setzen-Blutgrätsche" von Mario Mutsch.

24. Minute
Uih! Lausanne macht das gar nicht schlecht. Sauber über rechts durchgespielt, gut getimte Flanke, welche zwar im Zentrum einen Abnehmer findet, der ihn aber nicht im Tor unterbringen kann. Aber Lausanne muss hier auch agieren. Während die St. Galler diese Saison wohl eher um die goldene Himbeere, bzw. das goldene Ei spielen, geht es für die Westschweizer noch um den Ligaerhalt.

27. Minute
Unser redseliger Nachbar versucht uns dauernd in ein Gespräch zu verwickeln. Unsere mürrischen Blicke vermögen den älteren Herr aber noch nicht zu stoppen. Was wohl Oli Kahn machen würde? Spontan den Chappuisat bringen...

31. Minute
Die St. Galler bekunden bisher extrem Mühe den Lausanner Abwehrverbund zu knacken. Im Zentrum stimmt wenig, weshalb man nicht an der Überlegung herum kommt, dass Saibene vielleicht Janjatovic hätte bringen müssen. Es ist bekannt, dass das Duo Nater/Janjatovic in der Vergangenheit die besten Spiele abgeliefert hatten. Kommt dazu, dass Janjatovic offensiv stärker ist als Demiri. Und zu Gast ist der Tabellenletzte...

37. Minute
3:0 für St. Gallen! Nach Corner, klar. Wir drehen jubelnd ab und lassen uns im Family-Corner feiern. Immerhin, denn die Partie gibt bisher wenig her.

38. Minute
Jetzt aber Freistoss von der Strafraumgrenze für St. Gallen. Rodriguez nimmt Mass...

39. Minute
... und David Beckham schnippelt gleich auch einen Teller in den Geschirrspüler. Erschreckend harmloses St. Gallen bisher. Es ist als würde man erwartungsfroh in den Backofen blicken, in der Hoffnung, dass sich darin das von Mutter gebastelte Osternest befindet (wo es tatsächlich Jahr für Jahr lag). Darin liegt dann aber nur eine alte Pfanne. Und wir fragen uns, weshalb als seit Jahren kein Osternest mehr gibt von Mutter. Dann Tränen, die über unser Gesicht plätschern...

46. Minute
Bieri ist Masochist, lässt eine Minute nachspielen.

20.31 Uhr
Pause in der Arena. Wenn die Cheerleader einen souveränen Auftritt zeigen, sind die bester Mann, bzw. Frau auf dem Platz.

20.46 Uhr
Die St. Galler zurück auf dem Platz. Der Auftritt der Cheerleader blieb übrigens aus, weshalb wir den kleinen Jungen, der ein "Spass-Tag" (hört sich zugegeben etwas versaut an, findet dieser Tag doch im Bade-Bereich des Säntisparks statt) gewonnen hat, zum bisherigen Spieler des Tages ernennen.

47. Minute
Die Partie läuft wieder und der Schwatz mit meinem Nachbar ist vorerst beendet. Er ist mir allerdings jetzt bedeutend sympathischer. So stellte sich heraus, dass der Mann Scout des SC Freiburg ist. Geil, der arbeitet wohl jeweils mit Christian Streich zusammen. Isch des richtig, Herr Streich? Dieser fährt nun wohl mit dem Fahrrad bis nach St. Gallen, wärmt sich leicht auf und faucht mich an, als wäre ich ein 4. Offizieller. Träumereien.

49. Minute
Martic ersetzt derweil Lenjani. Für Lenjani rückt Mutsch auf die linke Abwehrseite. Auf rechts verteidigt nun Martic. Für alle, die nur Bahnhof verstehen: Terrier Mutsch ist noch drin, das ist das wichtigste.

53. Minute
Der geschätzte Nachbar kommentiert immer wieder falsche Laufwege der St. Galler. Der Gute kann wohl nicht anders. Wir vermuten, der erklärt seiner Frau beim Beischlaf gar das Gegenpressig.

55. Minute
Das Floskeln-Festival mit den Top-Acts: Bemüht, Aufwand inkl. Special Guest betreiben, glücklos, schwertun mit Band uvm. Am 17.4.2014 in der AFG Arena!

60. Minute
Wüthrich ersetzt Rodriguez. Wir sagen: "Wenn der 'nen guten Tag hat, ist er stark!" Nachbar Kurt (wir nennen ihn Mal so) verdreht die Augen. Im Ego leicht angekratzt  und mit viel Wüt hoffen wir auf eine überragende Leistung mit vier Tore und sieben Assists. Wenn schon kein Osternest, dann wenigstens ein starker Wüthrich.

64. Minute
Karanovic ist durch, scheitert aber an Barroca. Der Nachschuss von Vitkeviecz kann der Keeper ebenfalls parieren. Muss Tor sein, Mädä! Und Kurt lehnt sich zufrieden zurück.

70. Minute
St. Gallen wird stärker, was nicht zuletzt daran liegt, dass Lausanne abgebaut hat. Das Schlusslicht steht tief und die Espen können munter Flanken schlagen. Die Fans spüren das, feuern ihre Mannschaft lautstark an. Und wir? Kennen keine halben Sachen und packen den Bunsenbrenner aus. Kurz Tumulte auf der Tribüne.

74. Minute
Der Stadionspeaker gibt derweil einen Wechsel auf Lausanner Seite auf Französisch an. Dann Angst. Dieses mulmige Gefühl vor einer Französisch-Prüfung. Kurz schreien wir panisch auf, checken dann unser "Husi-Büechli" und stellen beruhigt fest, dass morgen Feiertag ist.

77. Minute
Matyhs ersetzt Nushi. Der letzte Trumpf Saibenes im Kampf um schöne Ostern.

79. Minute
Haha, ist ja geil. Kurt: "Da kann ich dem Christian nicht viel berichten.", meint er zum bisherigen Spiel, in welchem sich keiner der Akteure profilieren konnte. Ich nutz' die Chance und stelle den St. Galler Platzwart als "brandgefährlichen Aussenstürmer Marke Ronaldo" vor.

Morgen dann bei "transfermarkt.de": Wahnsinn: Freiburg bietet 94 Millionen für unbekannten St. Galler!"

84. Minute
Wüthrich beim Freistoss von der Strafraumgrenze. Barroca pariert. Und Beckham legt die Geschirrspül-Tabs ein.

85. Minute
Hier geht Kurt, ohne Helm und ohne Gurt. Ja, tatsächlich: Kurt geht. Kerniger Handschlag, herzliche Verabschiedung. "Vielleicht sieht man sich ja wieder.", meint er. Ich lächle, blicke vom Moment gerührt zu ihm hoch und hoffe, dass er Recht behält. Er war mein Leidensgenosse heute. Mein Mentor, was taktisches Verständnis angeht. Auch wenn er mich beim Schreiben störte, habe ich viel mit ihm durchgemacht. Ob ich ihn jemals wieder sehe? Jetzt 147 anrufen...

90. Minute
Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Lausanne wechselt, Nachspielzeit läuft.

21.37 Uhr
Oha. Abpfiff in der Arena. Ein schwaches St. Gallen trennt sich gegen den Tabellenletzten Lausanne mit 0:0. Während der FCSG-Anhang das mit einem Pfeifkonzert quittiert, feiern die Hand gezählten 14 Auswärtsfans den Punktgewinn Ihrer Equipe. Und wir gehen an die Tankstelle. Osternest kaufen. Dann verstecken, suchen und finden. Als Erfolgserlebnis, das uns der FCSG heute verwehrt hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen