Mittwoch, 13. November 2013

Artikel 2 - weshalb Ronaldo Weltfussballer werden muss

Ungeachtet aller Aussagen, dass ein Weltfussballer Titel aufweisen muss, stösst die Fussball,Schatz-Redaktion auf einen Artikel, der alle Diskussionen beenden wird. Warum Ronaldo den Ballon d'Or gewinnen muss.

von: Simon Hofstetter
„Mit den Auszeichnungen werden die im Kalenderjahr 2013 jeweils Besten in den einzelnen Kategorien geehrt. Grundlage sind die einzelnen Leistungen ungeachtet von Titeln und Nationalität.“ 

Über diesen interessanten Satz bin ich heute bei meinem alltäglichen Durchforsten der grossen Sportportale des Internets gestolpert. Es handelt sich dabei um Artikel 2 der Vergabebestimmungen des alljährlich vergebenen FIFA Ballon d’Or für den besten Fussballer unseres Planeten. Ungeachtet von Titeln. Spannendes Faktum, dachte ich mir. So hatte ich doch in den letzten Jahren immer wieder gelesen und gehört, wie wichtig es doch sei, dass ein Weltfussballer neben den individuellen Höchstleistungen auch mit seiner Mannschaft möglichst viele Titel gewinnen sollte. Als schier unmöglich wurde die Tatsache angesehen, dass der beste Akteur der Welt keinen wichtigen Titel im abgelaufenen Kalenderjahr erringen konnte. Ausser natürlich, und jetzt die grosse Ausnahme, es handelte sich um Lionel Messi.

Die einzige Trophäe nämlich, welche Messi und seine hochgepriesenen Kollegen vom Fútbol Club Barcelona 2012 in den spanischen Nachthimmel strecken konnten, war die Copa del Rey. Denjenigen Titel also, den selbst Barças Mittelfeldstratege Xavi Hernández nach dem diesjährigen Ausscheiden als den unwichtigsten bezeichnete. Alles halb so wild denkt man sich jetzt, heisst es doch in den Vergabebestimmungen explizit, dass der Gewinn von Titeln bei der Weltfussballerwahl ungeachtet bleiben muss. Ausserdem hatte sich der Argentinier mit unglaublichen 72 Toren in Pokal und Champions League und einem Schnitt von 1.50 Treffern pro Spiel die Auszeichnung natürlich absolut verdient.

Problematisch wird die ganze Angelegenheit jedoch, wenn man den Fokus auf das Jahr 2011 richtet. Die Ausgangslage präsentierte sich nämlich komplett verschieden. Leo Messi hatte gerade eines der erfolgreichsten Jahre beim FC Barcelona hinter sich und konnte auf nicht weniger als drei, darunter auch die UEFA Champions League, gewonnene Titel zurückschauen. Fussballexperten auf der ganzen Welt waren sich nach Messis Galaauftritt im Champions League Finale in London gegen Manchester United einig darüber, dass es auch in jenem Jahr wieder nur einen Weltfussballer geben konnte. Dieser Anspruch erscheint auf den ersten Blick auch legitim, sollte doch der beste Spieler der Welt auch bei der besten Mannschaft unter Vertrag stehen - wäre da nicht Artikel 2 der Vergabebestimmungen der FIFA und wäre da vor allem nicht Cristiano Ronaldo.
So weisen die Statistiken des Portugiesen des Kalenderjahres 2011 signifikante Gemeinsamkeiten mit denjenigen von Messi im Jahr 2012 auf. Ronaldo hatte mit seinem Verein Real Madrid ein eher durchzogenes Jahr und konnte einzig den Gewinn der von allen als unwichtig abgestempelten Copa del Rey vorweisen. Auf der individuellen Ebene hingegen war es bis zu diesem Zeitpunkt das wohl erfolgreichste Jahr in der Karriere des Cristiano Ronaldo. 53 Tore in allen Wettbewerben für Real Madrid, eine Torquote von 1.17 Toren pro Spiel in Liga und Champions League und somit erfolgreichster Torschütze des Jahres vor Leo Messi.

Kennt man nun also diese Werte Ronaldos, vergleicht sie mit den vorher beschriebenen Zahlen des Argentiniers und zieht den Artikel 2 der Vergabebestimmungen des Ballon d’Or herbei, konnte es eigentlich nur einen logischen Sieger geben. Die Realität jedoch kennen wir alle. Lionel Messi holte mit einem überwältigenden Vorsprung von über 25% gegenüber seinem Widersacher aus Portugal seine dritte Weltfussballer der Jahres-Auszeichnung in Folge. Damit will ich keineswegs sagen, dass diese Wahl unverdient gewesen sei, denn Messi hatte, wie bereits erwähnt, ein unglaubliches Jahr erlebt. Was sich allerdings feststellen lässt, ist eine offensichtliche ungleiche Wertschätzung der Leistungen der beiden Ausnahmekönner.

Diese Geschehnisse liegen beide bereits weit in der Vergangenheit, weshalb es sich heutzutage gar nicht mehr richtig zu lohnen scheint, darüber zu urteilen. Ich wollte diesen Vergleich aber nochmals aufgreifen, um auf die kommenden Ballon d’Or-Auszeichnungen aufmerksam zu machen. Das Kalenderjahr ist zwar noch nicht beendet und es bleibt den Akteuren noch ein knapper Monat, um die Fussballwelt von ihrem Können zu beeindrucken. Klare Tendenzen lassen sich jedoch bereits jetzt erkennen. So wird Lionel Messi aufgrund seiner Verletzung bis Ende Dezember kein Spiel mehr bestreiten und das Jahr mit (immer noch unglaublichen) 37 Toren in Liga und Champions League beenden. Eindeutig überstrahlt wird er 2013 allerdings von Cristiano Ronaldo. Der Portugiese scheint sich momentan in der Form seines Lebens zu befinden und schiesst Woche für Woche Tore am Laufband in den grössten Wettbewerben Europas.

Die Vorherrschaft der beiden zu beenden versucht in diesem Jahr Triple-Gewinner Franck Ribéry vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Mit seinen Teamkollegen gewann der Franzose 2013 bis anhin alles, was man überhaupt im europäischen Klubfussball gewinnen kann. Viele Experten, vor allem aus Deutschland, fordern deshalb einen Weltfussballer aus den Reihen des FC Bayern, wobei der meistgenannte Name jener von Franck Ribéry ist. Wechselt man nun die Perspektive von der kollektiven auf die individuelle Ebene, so erkennt man auch hier absolute Spitzenwerte. 13 Tore und 26 Torvorlagen in den wichtigen Wettbewerben sind beeindruckende Zahlen für einen Flügelspieler. Verglichen mit Cristiano Ronaldo bleibt in diesem Jahr aber auch der Franzose blass. Den 13 Toren Ribérys stehen ganze 50 des Portugiesen gegenüber und auch bei den Torvorlagen kann Ronaldo mit 14 Assists gut mithalten. Ausserdem zu beachten ist die Tatsache, dass beide auf der gleichen Position spielen und der Vergleich deshalb besonders aussagekräftig ist.

Grundlage sind die einzelnen Leistungen ungeachtet von Titeln.

Wenn wir uns diesen Teil der Vergabebestimmungen zum Schluss noch einmal zu Gemüte führen, kann es in diesem Jahr also aufgrund der individuellen Leistungen nur einen Weltfussballer des Jahres geben: Cristiano Ronaldo.


Und diese Konsequenz erfolgt nicht nur aus der Überlegenheit seiner Statistiken gegenüber den anderen, sondern auch aus dem Faktum, dass er gemeinsam mit Lionel Messi seit mehreren Jahren der einzige Topspieler ist, dem es gelingt, aus einer Weltklasse-Mannschaft konstant herauszuragen. 

4 Kommentare:

  1. Schon von dir zu lesen, Simi!
    Auch wenn ich nicht in jedem Punkt mit dir einverstanden bin, muss ich sagen: Sehr gut geschrieben! Die Lektüre hat mir Spass gemacht!
    Zwei Punkte möcht ich noch anmerken:
    1) In Artikel zwei der Vergabebestimmungen steht auch noch Folgendes: "Die Auszeichnungen werden aufgrund der spielerischen Leistung sowie des Verhaltens auf und neben dem Platz vergeben." Dies muss nicht zwingend einen Einfluss auf die Entscheidung haben. Kann aber. (Wie? Weiss ich doch auch nicht so genau!)
    2) (und noch viel wichtiger als Punkt 1) Ich wäre dir dankbar wenn du im Zusammenhang mit dem portugiesischen Spieler jeweils auch den Vornamen nennen könntest. Denn es gibt nur einen wahren Ronaldo ;-)
    Bis bald, Pippo

    An die übrigen Macher von 'Fussball,Schatz': Tolles Blog habt ihr da!

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  2. Danke für deine netten Worte, Pippo!

    Ich wusste von Anfang an, dass es sicher viele Leute geben wird, die nicht in allen Punkten einig mit mir sind. Ich möchte jedoch gerne auf deine Argumente eingehen.

    1) Schön, dass du auch diesen Artikel der Vergabebestimmungen erwähnst. Ich wollte ihn nämlich in meinem kurzen Text auch noch thematisieren, habe mich allerdings aufgrund des Umfangs dagegen entschieden. Das Verhalten auf dem Platz spricht ganz klar für Cristiano Ronaldo, was ja im Text nicht zu übersehen ist..;-) Meiner Meinung nach hat er sich den Titel jedoch auch durch das Verhalten neben dem Fussballplatz verdient.

    So waren Messi und Ribéry 2013 beide in einen mehr oder weniger grossen Skandal verwickelt. Während der Argentinier jahrelang mehrere Millionen an Steuern hinterzog (siehe bspw.: http://www.nzz.ch/aktuell/sport/fussball/5-millionen-zahlen-auf-schlussstrich-hoffen-1.18145275), musste man über den Franzosen immer wieder Schlagzeilen über eine angebliche Sex-Affäre mit einer minderjährigen Prostituierten lesen (siehe bspw.: http://www.tagesspiegel.de/sport/sex-affaere-prozess-gegen-franck-ribery-hat-begonnen/8370234.html).

    Natürlich sind solche Nachrichten immer auch Interpretationssache und man würde auch andere Überschriften finden, die ein anderes Bild vermitteln. Fakt ist jedoch, dass CR in diesem Jahr nichts dergleichen verbrochen hat und man stattdessen viele positive Meldungen (bspw.: http://www.handelsblatt.com/fussball-champions-league-ronaldo-uebergibt-100-000-euro-ans-rote-kreuz/7777420.html) des Portugiesen über das Verhalten neben dem Platz finden kann.

    2) Deinen zweiten Punkt kann ich hingegen sehr gut nachvollziehen. Ich teile deine Meinung über den wahren Ronaldo und werde in Zukunft nur noch von Cristiano, CR oder CR7 sprechen..;-)

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    2. Vielen Dank für dein ausführliche Antwort!
      Ich bin mir bewusst, dass mein erstes Argument nicht zwingend gegen CR spricht. Der Ausdruck 'Verhalten auf und neben dem Platz' ist einfach relativ weit, und kann vielfältig interpretiert werden.
      Mittlerweile hab ich mich jedoch auch langsam mit dem Gedanken abgefunden, dass es tatsächlich Cristiano sein könnte, der den goldenen Ball in die Höhe stemmen wird. (Falls er diesen dann auch persönlich abholt.)
      Doch ist mir tatsächlich noch etwas eingefallen, was man Gegenargument nennen könnte. Dies wird in diesem Jahr wohl keine zwingende Rolle spielen, dennoch möchte ich dies anmerken. Persönlich finde ich es äusserst schade, wenn man bei der Vergabe des Ballon d'Or die reine Offensivkraft und Torgefährlichkeit berücksichtigt. Wenn nur noch entscheidet, wer während eines Jahres mehr Tore geschossen hat, kann man den goldenen Ball einschmelzen und eine Torjägerkanone daraus basteln. Du weisst, als passionierter und überzeugter Defensivmann kann ich mich für intelligentes Stellungsspiel oder eine schön ausgeführte Grätsche genauso begeistern, wie für einen Treffer oder einen schönen Pass. Auch das gehört zum Spiel und ist sogar ein entscheidender Teil davon Gelobt sei das Jahr 2006 als es mit Fabio Cannavaro ein waschechter Innenverteidiger zum besten Fussballer der Welt geschafft hat.
      Allerdings find ich auch, dass gerade in diesem Jahr kein Verteidiger eine so überragende Saison gespielt hat, dass er Anspruch auf den Thron erheben dürfte.
      Somit wird er's wohl machen, dein Cristi...

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