Mittwoch, 23. Oktober 2013

Torlinientechnik? Bitte nicht!

Die Fussball-Welt fordert mal wieder die Torlinientechnik. Was der Shutdown in Amerika damit zu tun hat und weshalb wir den Fussball in Gefahr sehen.

Was wurde nicht alles geschrieben in den letzten Tagen. Von einem "Skandal-Spiel" war die Rede. Grundtenor: Die Torlinientechnik ist überfällig. Na klar, Kiesslings Phantom-Tor geht als eine der grössten Fehlentscheide in die Geschichte ein und reiht sich somit in Ereignisse wie Wembley 1966 oder auch dessen Neuauflage, Bloemfontein 2010, ein. Die Verfechter von Hawk-Eye, Goalref, Cairos oder Goalcontrol - wie die vier von der FIFA akzeptierten Techniken heissen - sehen sich natürlich bestätigt. Man bedient sich aufs Neue den üblichen Gründen, weshalb die Schiedsrichter von der Entscheidung "Tor oder nicht Tor?" entlastet werden sollten. Man müsse die Schiedsrichter vor so schwierigen Entscheidungen schützen, es gehe um so viel Geld, in anderen Sportarten sei das längst normal.

Bla, bla, bla, finden wir von Fussball,Schatz. Als Fussball-Romantiker durch und durch halten wir wenig von technischen Hilfsmittel im Fussball. Leider gibt dieses "Tor" vom letzten Freitag den Kritikern neue Nahrung. Nahrung den Fussball zu zerstören. Seit Kiessling den Ball zum 2:0 am Tor vorbei schoss glänzen viele Redaktions-Kollegen lediglich mit Abwesenheit im Büro - Grund: Krankheit. Diese haben sich seit letzten Freitag bei uns versiebenfacht. Wir sind traurig, verstecken uns und haben Angst. In einer Fussball-Welt, wo Typen wie Kahn und Effenberg ausgestorben sind und nur noch in eine Form gepresste Spieler nichts sagende Dinge ins Mikrofon nuscheln, fürchten wir uns vor der Zukunft unserer geliebten schönsten Nebensache. Wie soll es denn auch weiter gehen? Werden künftig alle Entscheide per Videobeweis aufgeklärt? Werden dann die durch Beurteilung der Spielszenen entstandenen Pausen mit Werbeblöcken gefüllt, wie es bei den Amerikanern im Übermass geschieht? Man sieht ja, wo das hinführt. Die USA ist Pleite und eine Verbindung zwischen dem Shutdown und diese Fülle an Werbungen im Rahmen einer Sport-Übertragung ist nicht von der Hand zu weisen. Und worüber soll dann am nächsten Tag in der Kantine gesprochen werden? Über die neuste Werbung mit Mario Götze? Nun zittern wir und klicken auf Youtube das nicht gegebene Tor von Lampard an der WM 2010 an. Ach, was haben wir am nächsten Tag darüber diskutiert. Ich ertappe mich beim Vergiessen einer Träne.

In England ist sie zu dieser Spielzeit eingeführt worden, die Torlinientechnik. Ihre Feuertaufe auf der grossen Fussball-Bühne ging allerdings schon einige Woche früher von statten. Am Confed-Cup wurde sie bereits installiert, aufgrund fehlender strittiger Szenen aber nicht gebraucht. Andere Länder werden nachziehen. Es ist ein weiterer Dämpfer nach der Einführung flacher Hierarchien in Fussballmannschaften.

Deshalb ganz schlicht: Früher war alles besser.

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