Sonntag, 15. September 2013

CL-Vorschau: Gruppe B

Aufgepasst alle Fussballfans: Ab kommender Woche ist es endlich wieder soweit: Rainer Maria Salzgeber grüsst mit modischen Fehltritten, Gilbert Gress erzählt mit feuchten Augen von seiner Zeit in Strasbourg (1647-1659) und eine epische Hymne lässt selbst Heavy-Metal-Fans in Ehrfurcht erstarren. Genau, es ist Champions-League-Zeit. Die Fussball,Schatz-Redaktion zählt die Sekunden und sitzt bereits fingernägelkauend vor dem Fernseher.

Gruppe B: Juventus Turin, Galatasaray Istanbul, Real Madrid, FC Kopenhagen

Florentino Perez, Präsident vom spanischen Rekordmeister Real Madrid, missachtete mal eben die national anhaltende Wirtschaftskrise, samt 25% Arbeitslosenquote und kaufte den Waliser Gareth Bale für spöttische 120 Millionen Franken aus seinem Vertrag bei den Tottenham Hotspurs raus. Leidtragende sind wir - einfache Fussballfans, die von den Internetauftritten der Boulevard-Blätter mit Videos beworfen werden, wie etwa Cristiano Ronaldo auf dem Parkplatz des Real-Trainingsgeländes Neuzugang Bale die Hände schüttelt. Nebenbei wurde mit dem defensiven Mittelfeldspieler Illarramendi (aus Sociedad) und dem Flügelspieler Isco (aus Malaga) für je 40 Millionen Franken echte Schnäppchen-Einkäufe getätigt. Während die zahlreichen Madridistas traditionell vom Champions-League-Titel träumen, tippt, die mit Ablehnern des spanischen Fussball gespickte Redaktion, auf ein Real-Aus mit sechs 0:0 in sechs Spielen. Dank Ancelotti geht es mit dramatisch unspektakulärem Catenaccio direkt in die Europa League, wo man im Sechzehntelfinale an einem schwer aussprechbaren Verein aus Osteuropa scheitern wird. Für Spanien, für Arbeitsplätze, Viva la Revolución.

Freie Fahrt somit für die Alte Dame aus Turin. Geführt von einem Andrea Pirlo, der in einer solchen Ruhe das Spiel des italienischen Meisters führen wird, dass er auf seinem mit Stollen versehenen Rollstuhl nebenbei an einem Glas Wein nippen kann, wird der italienische Meister in die Achtelfinals einziehen. An Pirlos Seite: Arturo Vidal. Stets Gefahr laufend mit einer roten Karte vom Platz zu fliegen, mäht sich der Chilene durch die Gruppenphase des wohl besten Vereinswettbewerbs weltweit. Unterstützt wird diese furchteinflössende Doppel-Sechs unter anderem von Redaktions-Liebling Stephan Lichtsteiner. Schreiend, jubelnd und nicht zuletzt grätschend wird er die rechte Aussenbahn in Juves hipstermässigem 3-5-2-System bearbeiten und versuchen Zuzug Carlos Tevez zu lancieren. Den Gaucho zog es im Frühling seiner Karriere nach Italien, wo eigentlich auch Frühling ist. Wenn sich auf dem Totomat auf einmal die Nullnummern häufen und die Zuschauerzahlen auf einmal nur noch vierstellig sind, befindet man sich in der grossartigen Serie A. Die Liga, wo sich Topstars wie Luca Toni und Massimo Ambrosini miteinander messen. Als Meister im Non-Plus-Ultra der Europäischen Fussballligen ist die CL-Trophäe eigentlich schon für die Schwarz-Weissen reserviert.

Neben Juve buhlen also der FC Kopenhagen und Galatasaray Istanbul um den Einzug in die Runde der letzten 16. "Eine klare Sache, Gala machts.", so der Grundtenor in der Redaktion. Plötzlich aber springt Sven, unser Schweden-Korrespondent, auf und wühlt verbissen im Geräteschuppen des Redaktions-Garten. Er suche die Axt, gibt er zu verstehen. Sichtlich genervt und ohne die Axt gefunden zu haben steuert er anschliessend auf den Baum neben dem Garten zu, um ihn mit blossen Händen zu fällen. Verwundert blicken wir auf Svens Computer, wo ein Bild von Olof Mellberg zu sehen ist. Wir verzichten dabei auf Ausdrücke wie "Bester Bart der Welt" oder "Super-Bart", sondern nennen ihn, geblendet von dessen Männlichkeit, "All-Bart". Das Ganze verleiht ihm etwas Heiliges. Warum auch nicht? Mit All-Bart im Kader des dänischen Meisters, relativieren wir unsere in stundenlanger und mühevoller Recherche erarbeiteten Gruppenprognose und tippen den FC Kopenhagen auf Platz Eins. Mellberg wird, samt haarigem Heiligenschein, das Team um Ex-FC-Trainer Solbakken zu Siegen grätschen, fällen, kämpfen, fighten, bölzen, beissen und schlagen. Während uns , angesteckt von Mellbergs Männlichkeit, endlich die ersten Barthaare wachsen, freuen wir uns auf das Duell Mensch (All-Bart) gegen Maschine (Didier Drogba).

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