Dienstag, 3. Februar 2015

Prognose für die Super-League-Rückrunde

Endlich! Am Wochenende beginnt die Rückserie der Super League. Fussball,Schatz macht auf Mike Shiva und sagt voraus, was passieren wird.

Nach einer langen Winterpause freut sich die Fussball-Schweiz auf den Start der Super-League-Rückrunde. Und dieser hat es in sich. Der FCB verliert im Letzigrund bei Rekordmeister GC mit 0:1. „FCB, das war Kack(itani)!“, titelt der Blick nach dem Eigentor des Basler Asien-Exports. Ein bedienter Paulo Sousa erklärte sogleich auch den Grund für die Niederlage: „There was no aggressivity.“ Dieser hätte es dem an Stuttgart verkauften Serey Die mit Sicherheit nicht gefehlt. Gerüchten zufolge sei aber nicht der andauernde Disput mit seinem Vorgesetzten der Grund für die Trennung in der Winterpause gewesen, sondern die beispiellose Emotionalität des Ivorers. Als bei Serey Dies letztem FCB-Einsatz Ende Oktober gegen Sion die obligate Super-League-Hymne „We are all“ von Fox beim Einlauf der Protagonisten gespielt wurde, soll der WM-Fahrer in Tränen ausgebrochen sein. Paulo Sousa sprach ihn im Nachhinein auf seinen Weinkrampf an.  Der Mittelfeldpuncher gab zu verstehen, er sei einfach stolz gewesen in der Super League spielen zu dürfen. In Basel munkelt man, dass der Portugiese umgehend Präsident Heusler aufsuchte und sagte: „There was no nuts. Sell him!“

Auch am 20. Spieltag sind es die Basler, welche die Sportteile im Schweizer Blätterwald füllen. Ein stark veränderter Meister schlägt Sion bei der Generalprobe zum Champions-League-Hinspiel gegen Porto gleich mit 5:0. Trainer Paulo Sousa sorgt mit der Renaissance des vermeintlich zum Ende der Hinrunde beerdigten Rotationsprinzips für Schlagzeilen. Er wechselt seine Elf im Vergleich zum GC-Spiel auf rund elf Positionen. Neben Embolo stürmen das Sandmännchen und Martin Ødegaards jüngerer Bruder Aksel. „Dr Tränd isch eifoch klar.“, rechtfertigt Heusler die Verpflichtung des norwegischen Talents, das erst vor wenigen Wochen eingeschult wurde. Beim FC Sion gibt es andernorts Klärungsbedarf. Mal wieder steht Christian Constantin im Mittelpunkt. Beim Pausenstand von 0:4 stürmt er in die Sion-Garderobe und beurlaubt Tholot. Dieser erklärte SRF-Moderator Salzgeber noch während des Spiels, dass es halt die eine Niederlage zu viel gewesen sei. Es ist einzig und allein Constantin selbst zu verdanken, dass die Gäste nicht noch mehr Gegentore kassieren. Der eigenwillige Unternehmer hütet im zweiten Durchgang das Tor der Westschweizer und muss nur Ødegaards 5-Km/h-Knaller aus 25 Meter passieren lassen, was dem ehemaligen Torwart die Nomination in die Elf der Runde beschert.

Auch die dritte Runde nach der Winterpause enttäuscht den sensationslüsternen Blick nicht. So titelt man noch vor Ausspielung dieses Spieltags: „Knall in Bern! Forte geht – kommt jetzt Vogel?“ Nun, tatsächlich kommt Vogel. Nicht aber der ehemalige FCB-Coach Heiko, sondern Bickels ehemaliger Weggefährte Erich. „Ich träume schon lange davon, dass wir endlich mal wieder ein gemeinsames Projekt angehen können.“, erklärt Bickel den zahlreichen Medienschaffenden bei der Pressekonferenz. Forte unterschreibt zeitgleich in Sion einen Vertrag über zwei Spiele. Sein Statement: „Mich hat das ehrgeizige Konzept von Constantin überzeugt. Ich habe vieles vor.“ Die Einstände der neu gebildeten Führungsriegen gestalten sich anschliessend als unterschiedlich. YB schlägt den FCB mit 2:0. Hauptstadt-Turm Hoarau ist dabei Alleinunterhalter in der Berner Offensive und zeichnet sich für beide Treffer verantwortlich. Schriftsteller Pedro Lenz ist derart angetan vom grossgewachsenen Franzosen, dass sein nächstes Buch, „s 99i bin ig“, vom Berner Top-Scorer inspiriert ist. Derweil taucht Fortes Sion im Heimspiel gegen den FC St. Gallen. Reto Ziegler ist der einzige Torschütze der Partie. Mit einem Eigentor-Hammer aus 35 Meter besorgt er den Espen drei Punkte im Tourbillon. Ex-Nationalspieler Ziegler nimmt es dennoch mit Humor: „Fussball-Star werde ich nicht mehr, dafür bin ich jetzt Youtube-Star. Auch gut.“

Zwei Tage vor dem Cup-Viertelfinal der St. Galler in Buochs, lässt Espen-Sportchef Peischl dann die Bombe platzen: „Jeff Saibene wird den FCSG per sofort verlassen und tritt das prestigeträchtige Amt des luxemburgischen Nationaltrainers der U14 an.“ Es sei eine Herzensangelegenheit gewesen, kommentiert Saibene seinen Entscheid. Doch damit nicht genug. Peischl legt nach: „Neuer Trainer ist Uli Forte. Er erhält einen stark leistungsbezogenen Vertrag über ein Spiel, der sich bei entsprechendem Erfolg automatisch verlängert.“ Bekanntlich treffen die Ostschweizer beim besagten einen Spiel auf Buochs, mit denen Forte noch eine Rechnung offen hat. Weniger als 48 Stunden später wird im beschaulichen Buochs die Freinacht ausgerufen, nachdem man St. Gallen mit 3:1 besiegt. Forte staucht seine Jungs im anschliessenden SRF-Interview zusammen und Peischl gibt nur Minuten später bekannt, dass sich Fortes Vertrag automatisch um sechs Jahre verlängert hat. „Mir hat gefallen, was ich gesehen habe.“, so der Österreicher.

Es bleibt nicht das einzige Highlight in einer spektakulären Woche. Denn auch in Zürich wird der Trainer gewechselt. „GC, da habt ihr den Salat(ic)!“, prangt in grossen Lettern auf der Titelseite einer bekannten Schweizer Tageszeitung. Dies nachdem Salatic bei einer Pressekonferenz erklärte, er habe Trainer Tami gefeuert. „Manchmal“, so der smarte Mittelfeldspieler, der in diesem Augenblick mit den Tränen kämpft, „vermisse ich Papi Michael (Skibbe, d. Red.) halt eben schon.“ Es vergehen keine 20 Minuten bis sämtliche Mitglieder des Verwaltungsrats der Hoppers ihr Amt niederlegen. Ex-Kugelstosser Anliker lässt verlauten, dass nur bei GC war, weil „die ein Leichtathletikstadion haben“ und tritt ebenfalls zurück.  Es ist auch Salatic, der Vujo Gavric für den Verwaltungsrat verpflichtet. „Etwas Glamour ist in dieser tristen Phase sicherlich nicht schlecht.“, erklärt der neue Kapitän und Präsident in Personalunion. Gavrics erste Amtshandlung: Er tauft die Frauenabteilung des Vorjahreszweiten in „Graspoppers“ um.

Auch als die Super League Ende März aufgrund der Nationalmannschaftspause ruht, bleiben die skandalträchtigen News keine Mangelware. Es ist die ehemalige Miss Schweiz Melanie Winiger, die schweizweit für Gesprächsstoff sorgt. Keine 24 Stunden nach Embolos Einstand für die Nati, bei welchem er Estland im Alleingang erledigte, gab Winiger bekannt: „Ja, ich bin Embolos Mami.“ Weiter erklärt die 36-jährige, dass Embolo aus einer „wunderbaren Liebesnacht mit Stress“ resultierte. In der Schweiz rieb man sich verwundert die Augen und fragte sich, ob dies überhaupt möglich sei. An Tagen wie diesen.

Spektakel bietet auch die 26. Runde der Super League. Für einmal auch tatsächlich auf dem Platz. Aufgrund einer eklatanten Verletzungsmisere auf den Verteidigungspositionen spricht Forte mit Ex-Spieler Montandon über ein kurzfristiges Comeback. Dieser läuft dann im Berner Oberland auch direkt von Beginn weg auf, wenn auch mit einem Formel-1-Helm. Trotz ausgiebigen Kopfschutzes verzichtet Montandon gänzlich auf Kopfballduelle. Stattdessen befördert der technisch beschlagene Innenverteidiger die Bälle per Fallrückzieher aus der Gefahrenzone. Das Ganze gipfelt im 1:0 für die St. Galler, das Montandon nach einem Eckball per Fallrückzieher erzielt. Leider stürzt er beim anschliessenden Jubel und fällt auf den Kopf – Hirnerschütterung Nummer neun, das endgültige Karriereende.

Spieltag 28 – der Kampf gegen den Abstieg spitzt sich zu. Es duellieren sich Luzern (10.) und GC (9.) in der Swisspor-Arena. Obwohl mit Schneuwly nur noch ein verletzungsfreier Stürmer im Kader des Schlusslichts steht, lässt ihn Babbel auf der Bank schmoren. Bis zur 85. Minuten bleibt das auch so. Babbel sieht sich nun aber angesichts des Spielstands von 0:0 gezwungen in die Offensive zu investieren. Der Europameister von 1996 mustert die Bank, Schneuwly lächelt, steht auf und entledigt sich seiner Trainingskleider. Babbel: „Marco, sitz wieder ab. Lorenzo (Bucchi, d. Red.), du kommst ins Spiel.“ Tatsächlich: Babbel will den Ersatzkeeper als Stürmer bringen. Dieser braucht dann aber mit der Bearbeitung seines Spieler-Trikots zu lange, um noch ins Spiel eingreifen zu können, sodass es beim 0:0 bleibt. Babbel zu seiner ungewöhnlichen Entscheidung: „Marco ist noch nicht da, wo ich ihn haben möchte. Dazu hat Lorenzo sehr gut trainiert, ist viel gelaufen in den Einheiten.“

Der 14. April ist in vielerlei Hinsicht ein bedeutender Tag in der Historie des Schweizer Fussballs. Zum einen wäre da der überragende 1:0-Sieg der Basler im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals in Monaco vor rund 2'531 Zuschauern. Zum anderen deshalb, weil Trainer Paulo Sousa erstmals ein Interview auf Deutsch gibt. „Ich habe fertig!“, verkündet der ehemalige Champions-League-Gewinner. Wir sprechen von einer Verkündung, weil es tatsächlich eine ist. Zur Überraschung der zahlreich anwesenden Medienschaffenden im Presseraum folgt kein weiteres Wort des sturen Portugiesen. Als der 45-jährige anschliessend über mehrere Tage nicht aufzufinden ist, wird den Verantwortlichen klar, dass seine Aussagen einem Rücktritt gleichkamen. Es ist dies der bereits fünfte Trainerwechsel in der bisherigen Rückrunde – Rekord.

Ungeachtet der vielen Nebenschauplätze in der Super League wächst in Zürich ein richtiger Torjäger heran.  Armando Sadiku trifft wie er will. Beim Gastspiel in Aarau am 29. Spieltag schon zum 12. Mal in dieser Rückrunde. Nicht wenige behaupten, dass FCZ-Original und Materialwart Hermann Burgermeister für den Höhenflug des eigentlich an Lugano ausgeliehenen Stürmer verantwortlich ist. Nachdem man Sadiku wegen Verletzungspech einiger Stürmer wieder zurückbeorderte, beflockte nämlich Burgermeister das Trikot des Albaners mit „Sadik“. Der 1:0-Erfolg auf dem tiefen Brügglifeld-Rasen wird aber von einem weiteren Foulspiels des Aarauers Sandro Wieser überschattet. Der Liechtensteiner streckt den Zürcher Asmir Kajevic derart nieder, dass dieser sich insgesamt sieben Verletzungen zuzieht. Im anschliessenden SRF-Interview zeigt Wieser weniger Reue: „Nur sieben Verletzungen? Mist! Bei Yapi waren es noch acht. Ich habe doch so lange dafür trainiert.“ FCZ-Übungsleiter Meier reagiert daraufhin und verzichtet in den restlichen Saisonspielen auf einen zentralen Mittelfeldspieler. Es würde Unglück bringen.


Der Begriff „ausgerechnet“ wird im Fussball-Journalismus mitunter inflationär benutzt. Selten hat er aber besser gepasst, als an diesem letzten Spieltag dieser Saison. Luzern braucht im Heimspiel gegen die Berner Young Boys zwingend drei Punkte, um doch noch die Klasse zu halten. Es läuft bereits die Nachspielzeit in Luzern, als die Hauptstädter – mit Platz 7 ohne Hoffnungen auf eine Positionsverschiebung in Richtung Europacup-Plätze mit entsprechender Aufstellung – beim Stand von 1:2 noch einen Freistoss zugesprochen bekommen. Das YB-Trainergespann um Vogel und Bickel bringen ihren letzten Trumpf: den bis dato arbeitslosen Alex Frei. Unter gellendem Pfeifkonzert schickt sich der Rückkehrer an, diesen Freistoss zu treten. Der Ball scheint über die Mauer zu kommen, wird dann aber doch noch unglücklich von FCL-Kapitän Pulijc abgefälscht und erwischt Luzern-Keeper Zibung auf dem falschen Fuss – 2:2! Frei stürmt daraufhin zielgerichtet zur Kurve der Zentralschweizer und zeigt mit seinen beiden Zeigefinger auf seinen Rücken, auf welchem nicht nur eine „10“ prangt, sondern in mühevoller Handarbeit noch ein kleiner Punkt platziert wurde. Die Botschaft ist unmissverständlich: Zehnter. Letzter. Luzern steigt ab. Frei wird aufgrund der Provokation sofort mit Rot vom Platz gestellt und ruft beim Begehen der Katakomben noch in Richtung SRF-Kamera: „Das isch emol e Goal!“ Nur drei Stunden nach Spielschluss wird von den Luzerner eine ausserordentliche Pressekonferenz einberufen, auf welcher Alex Frei als neuer Sportchef vorgestellt wird. Frei, noch immer verschwitzt und nach dem Trikottausch mit dem FCL-Dress von Pulijc ausgestattet, spricht zu den Medien: „Ich bin nun auch ein grosser Haifisch. Und ja, Luzern ist abgestiegen, aber ein Champion steht wieder auf.“

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