Sonntag, 31. August 2014

Liveticker FC St. Gallen vs FC Zürich 0:2

Scheiss Wetter. Scheiss-trister Sonntag. Lieber etwas spielen. Mit Yassine und Albert. Drinnen, in der Arena. Scheiss-schöner Sonntag. Launisch: der Liveticker.

13.14 Uhr
Ein herzliches Willkommen aus der AFG Arena. Das obligate Bier ist zusammen mit der Bratwurst bereits verzehrt. Nun sitze ich auf der Haupttribüne und lausche den Worten von Montandon. Seine Birne ist auch nach gefühlten 379 Gehirnerschütterungen noch immer unversehrt. Zumindest äusserlich. Die mit Gel penibel nach hinten gerichteten Haare wirken dann beinahe geschäftsmännisch. Nicht so, als könnte der Mann eine Atombombe mit seinem Hinterkopf aus der Gefahrenzone köpfen, um anschliessend die Zuordnung beim Eckball zu definieren.

13.19 Uhr
Nun sitze ich wieder. Ging noch eben ein Bier holen. Konterbier. Nach Avicii's "Levels", das kompromisslos laut aus den Boxen des Stadions dröhnte, musste ich mich mit einem weiteren Bier eindecken. Die Erinnerungen an letzte Nacht, beziehungsweise letzten Morgen, machen nun auch meinem Kopf zu schaffen. Zuletzt online um 05.46 Uhr bei WhatsApp sagt ja alles. Fühlt sich so eine Hirnerschütterung an? Jetzt mal zu Montandon. Selbsthilfegruppe gründen.

13.31 Uhr
Heute ist tickere ich zum ersten Mal seit der WM. Ein wenig Glanz haben die Rahmenbedingungen ja schon eingebüsst. Kein Messi. Dafür Mutsch. 1:0 für die WM. Dafür Schönbächler und kein Müller. Ausgleich! Dann irgendein Mitarbeiter des Vereins, der sich scheinbar ratlos im Innenraum bewegt. Mit Manchester-United-Cap. 2:1 für die WM. Wo die Tore schon vor dem Anpfiff fallen: Fussball,Schatz-Liveticker - stets spannend.

13.35 Uhr
Zehn Minuten noch.

Verfügt über eine äusserst dramatische Färbung, lässt man den Satz so für sich alleine stehen, ja gar wirken. Zehn Minuten noch! Gott, ist das spannend. Was wohl noch passiert? Plötzlich fasst sich da ein Grüner ein Herz im Mittelfeld. Kommt aus sich heraus und drückt tatsächlich ab. Ja, liebe Leser: der Rasensprenger ist angegangen. Ich kann ja gar nicht mehr, so spannend ist das.

13.41 Uhr
Die Aufstellungen sind durch und nun bin auch ich heiss auf diese Begegnung. Just in dem Moment setzt der Regen ein. Es erwarten uns englisches Wetter und kernige Blutgrätschen. Ich lächle, bin glücklich. Scheiss-schöner Sonntag.

13.42 Uhr
Die Protagonisten betreten unter tosendem Applaus den Rasen. Derweil zöseln die Zürcher eine Runde, was den jungen HSG-Student im super hippen Abercrombie-Papa-zahlt-mir-alles-Hemd zum Fotografieren des ganzen Schauspiels veranlasst.

11. Sekunde
Besle gewinnt das Kopfballduell. Montandon bekreuzigt sich gleichzeitig. Brüder im Geiste. Amen.

2. Minute
Wann war nochmals die WM? Zuerst die Stadtzürcher im Angriff, wobei Etoundi ausrutscht und aus aussichtsreicher Position nicht an den Ball kommt. Im Gegenzug lanciert Mathys mit der Übersicht einer Simone Niggli bei Nacht Tréand. FCZ-Hüter Da Costa ist aber eher am Ball. Die beiden prallen zusammen, aber nach kurzer Behandlung gehts weiter.

5. Minute
Bevor wir hier ein munteres 7:6 für den FCSG begehen noch kurz die Aufstellung der Grün-Weissen:

Lopar - Lenjani, Kapiloto, Besle, Mutsch - Mathys, Janjatovic - Rodriguez, Tréand - Bunjaku, Cavusevic

Kurz noch angebern: In der Aufstellung als 4-2-2-2 dargestellt, kann sich das Konstrukt auch als 4-4-2 präsentieren, in welchem Janjatovic und Mathys auf der gleichen Linie agieren, wie die Aussen Tréand und Rodriguez. Schaumamal.

8. Minute
St. Gallen beginnt hier sehr engagiert. Zweimal tritt Rodriguez den Eckball stark, weswegen es anschliessend gefährlich wird vor Top-Scorer (zumindest lässt das Trikot darauf schliessen) David Da Costa.

10. Minute
Die Partie nimmt nun wirklich englische Züge an. Regen, viel Tempo und ein paar knackige Zweikämpfe. Fehlen nur noch Rooney, 21 durchschnittliche Fussballer, Sitzplätze und eine Achtelfinal-Qualifikation an der WM. Auf einmal zufriedener Schweizer: der Liveticker.

12. Minute
Nun wirds aber noch englischer: Elfmeter für die Zürcher, allerdings scheitert Yapi an Lopar. Klasse Parade.

14. Minute
Tréand, dieser Kämpfer. Ergaunert sich auf rechts die Pille, setzt dann Bum-Bum-Bunjaku ein, der aber am Tor vorbei zielt.

16. Minute
Bisher macht das Spass. Die St. Galler machen hier mächtig Dampf. Allerdings hebe ich mal besserwisserisch den Mahnfinger und verweise auf das zentrale Mittelfeld der Saibene-Elf, das mit Janjatovic und Mathys zwei ausgesprochen offensiv denkende Spieler beinhaltet. Saibene hat hier auf Demiri, dem defensiven Gewissen, verzichtet. Soll einfach keiner sagen, ich hätte es nicht geahnt. Die Journis neben mit stöhnen derweil genervt auf. Wie in der Schule.

20. Minute
Yapi trabt mit der Nummer 37 durchs Mittelfeld. Eine Rückennummer, wie die eines vielversprechenden 18-jährigem Talents, das die Zehn. halt nicht kriegt, weil sie an grosse Fussballer wie Schönbächler oder Ex-Juve-Star Chiumiento vergeben worden ist. Nur ist Yapi viel älter. Wohl schon Papi. Ja, sie merken, die Partie ist abgeflacht.

23. Minute
Der HSG-Hemdträger fragt mich, ob denn nun der kleine Rodriguez beim FCZ in der Startelf steht. Ich verneine. Ob der Student den Burschen kaufen will? Statt nem neuen Papa-Porsche gibts halt den Rodriguez - oder nen ganzen Fussballverein. Die HSG-Studenten: sind sie die neuen Scheichs und Öl-Monigarchen? Mehr bei 10vor10 heute Abend.

25. Minute
Janjatovic zieht aus gut 20 Meter ab. Per Dropkick. Der muss ja drüber gehen. Der gute Dejan Janjatovic würde die Kugel nur ins Netz befördern, wenn er sie zuerst innig küssen und dann per kleinem-Zeh-Schlenzer in den Giebel versorgen könnte. Nicht rustikal, eher rührend zart, wie der jeweils mit dem Leder umgeht.

27. Minute
Déja-Vu. Ein Grün-Weisser rechter Aussenverteidiger kommt an den Ball und das ganze Stadion ruft: "Schüüüüüüss!"Bei Marc Zellweger hallten diese Rufe aber schon rund 50 Meter vor dem Tor durchs Stadion. Bei Mutsch wurde nach vorne korrigiert. Es sind 30 Meter und der bald 60-jährige zimmert auf den Kasten. Drüber.

30. Minute
Das Spiel ist unterbrochen, nachdem Cavusevic mal locker flockig Kukeli umgemäht hat. Das Duell geht aber auf den Rängen weiter, wo man sich mit Schlachtrufen beleidigt. Und ich frage mich gerade, ob es einen schöneren Sonntag gibt.

33. Minute
Nein, gibt es nicht. Tréand schraubt sich gegen Kukeli in die Luft und entscheidet den Zweikampf für sich. Anschliessend wirft sich erneut Cavusevic einfach mal ins Duell. I han e Trääne... i mine Ouge. Der Freude, versteht sich.

34. Minute
Lopar ist draussen und hat den Ball. Macht da auf Neuer. Müsste jetzt nur noch per Aussenrist einen 60-Meter-Pass schlagen und so die Führung vorbereiten. Dann hätten wir hier WM.

36. Minute
Das grösste Schweizer Talent seit Ben Khalife, Gygax, Burki, Schneuwly oder einfach alle durchschnittlichen Super-League-Spieler Oliver Buff foult Rodriguez. Gibt gelb und Freistoss für die St. Galler. Da Costa in Da House. Hat Da Kugel.

38. Minute
Lopar ist ein Teufelskerl. Nach Eckball FCZ kratzt er die Kugel von der Linie. Dankbare Pseudo-Jahrhundert-Parade, die den St. Galler Anhang jubeln lässt. Torwart müsste man sein.

41. Minute
Höchststrafe für Etoundi. Der Ex-St.-Galler stolpert bei einem Versuch eines Übersteigers. Sekunden später grätscht ihn Besle ab. Welcome back, Franck!

14.30 Uhr
Pause in der Arena. Ich geh mal kurz beichten, dass ich hier bin, mich über Grätschen freue, statt in die Kirche zu gehen. Wobei: ich glaube an den Fussballgott, sitze in der Kirche (Arena) und freue mich über gute Taten (Grätschen). Jetzt Bratwurst (Hostie) holen.

14.40 Uhr
Ich shake hier auf der Pressetribüne ein wenig ab. Die Cheerleader werden von Pitbulls "Feel this Moment" begleitet. Pitbull - der talentierteste Musiker seit Hansi Hinterseer und Costa Cordalis. Vielleicht die musikalische Gleichstellung zu Stefan Kiessling. Scheiss-untalentiert aber scheiss-erfolgreich.

14.45 Uhr
Walk on, trough the rain. Die St. Galler stürmen also im zweiten Durchgang auf den Espenblock zu. Gleich gehts wieder los.

47. Minute
Da hatte das Stadion noch nicht einmal das obligate "Ja" ausgesprochen. Beim "J" hob der Linienrichter pflichtbewusst die Fahne und verhinderte somit die Führung der Espen nach einer Freistoss-Flanke von Tréand.

49. Minute
Tréand ist das fussballerische Pendant zu Beisser Suarez. Beisst sich in jede Partie, kämpft und grätscht. Wie das wohl im Hause Tréand aussieht beim Aufbauen der neuen IKEA-Möbel. Zweikampf gegen das Billy-Regal, um anschliessend die neue Deckenlampe per Kopfballduell in die Schranken zu weisen.

51. Minute
Die St. Galler beginnen die zweite Hälfte ähnlich, wie so schon die erste begonnen haben. Druckvoll, mit viel Zug zum Tor. Bunkjaku ist plötzlich auf links durch, schlenzt aber die Pille über den Kasten. "Nein", ruft das Publikum. Ganz ausgesprochen.

54. Minute
Ein Zürcher zieht über rechts durch, doch Besle kann in Extremis klären, grätscht den Ball aus der Gefahrenzone. Vorerst. Denn: Manuel Lopar will sich die Kugel schnappen, wird dabei aber gefoult. Der Schiedsrichter ahndet das Vergehen, was den Zürcher Fans allerdings missfällt.

55. Minute
Selfie-Time auf der Haupttribüne. Die HSG-Gruppe fotografiert los. Kommt dann auf Instagram oder Twitter. #instapicoftheday Dann Besle, der nach einem Eckball die Führung auf dem Kopf hat. #chanceofthespiel

59. Minute
Kapiloto rauscht Etoundi in die Beine und sieht dafür den gelben Karton.

Ich lass das einfach mal so stehen. Da brauchts keinen Witz, keine Übertreibung. Denn das ist einfach nur schön.

61. Minute
Uiiiih! Auf links fordert Chiumiento den Ball. Vielleicht ist das alles symbolisch. Vielleicht fordert er auch ein Schwarz-Weisses Trikot. Das Champions-League-Wappen. Einen Millionen-Lohn. Guckt sich dann um, sieht St. Gallen gegen Zürich. Sieht dann Etoundi, der die Latte trifft. Und die St. Galler fordern das Glück.

62. Minute
Der FCZ wird stärker. Etoundi trifft erneut. Nun sogar ins Netz. Allerdings steht er im Abseits. Saibene spürt aber, dass seiner Equipe das Spiel aus den Händen gleitet, bringt nun Aratore und Karanovic für Cavusevic und Tréand. Ein breites Kader haben sie ja mittlerweile, die St. Galler. Dabei leistet sich der Speaker einen Aussetzer beim Aussprechen von Cavusevic. Hört sich dann so an: "Tschagu... ääähm Tschawusewitsch."Wird er nun ausgewechselt? Hand-Rudolf Merz soll schon be-be-be-bereit stehen. Be-be-be-Beifall von den Rängen.

68. Minute
Saibene hat sein Wechselkontingent nun ausgeschöpft. Bunjaku geht, Demiri kommt, was einige Verschiebungen nach sich zieht. Der Herr neben mir verzehrt fast provokativ eine Bratwurst, was einen von mir aggressiven Blick nach sich zieht.

72. Minute
Der FCSG scheint sich gefangen zu haben und kann die Partie wieder etwas ruhiger gestalten. Langweilig, ist man da schon versucht zu sagen. Dann warten die Trainer mit neuen Reizpunkten auf. Meier bringt Rodriguez 3.0 für Kukeli. Er positioniert sich gleich auf der Seite seines Bruders. Nach unzähligen Duellen im heimischen Garten und auf der PlayStation nun das Duell auf dem Rasen. Das grösste Bruder-Duell seit Degen gegen Degen. Vonwegen.

77. Minute
Scheiss-beschissener Sonntag. Kapiloto will per Kopf zurückspielen. Etoundi läuft in den Ball, wird im letzten Moment von Besle bedrängt. Dann kommt der Ball zu Rikan, der dann kurzen Prozess macht und die Pille links unten versenkt.

79. Minute
Brudi Rodriguez zu Rikan, der zu Etoundi. Braucht nur noch einzuschieben. 0:2. Scheiss Fussball. Da hätte man sich wohlig durch bei RTL durch diesen kalten Sonntag schauen können, geht aber ins Stadion und wird enttäuscht.

87. Minute
Mutsch hat sich in einem Zweikampf verletzt, wird nun vom Feld begleitet. Die Pause nützen viele Zuschauer, um das Stadion zu verlassen. Die Stimmung ist betreten. Auch der Bratwurst essende, ältere Herr neben mir hat sich verabschiedet. Neben seinen fachlich dürftigen Stammtisch-Sätzen, hat sein "Gotti-Meitli" einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Süss, ja wirklich. Und ich bin Single, ja wirklich. Nur geraucht hat sie. Aber nichts von Iphone, Handy, Facebook oder sonst was. Da sagt mal einer, die  Jugend sei schlimm heutzutags.

15.36 Uhr
Abpfiff in der Arena. St. Gallen unterliegt dem FCZ  mit 0:2. Scheiss-trister Sonntag. Ich wünsche einen angenehmen Abend.

1 Kommentar:

  1. Topp wie vor der WM - darauf haben wir jetzt aber lange gewartet!
    besten Dank und hoffentlich "bis bald"

    AntwortenLöschen