Montag, 16. Dezember 2013

Der grosse Fussball,Schatz-Jahresrückblick

Bald ist es schon wieder vorbei, das Jahr 2013. Im grossen Fussball,Schatz-Jahresrückblick werfen wir - natürlich viel zu früh, wie es sich für ein waschechtes Boulervard-Blatt gehört - einen Blick auf die wichtigsten Geschehnisse in diesem Fussball-Jahr. Über Pep, Bale, den FC Urnäsch und eine Jahrhundert-Grätsche.


Das Fussball-Jahr 2013 begann am 1. Januar gleich mit einem Paukenschlag. Ivo Zangger wechselte vom FC Grenchen nach Biel. Nach diesem denkwürdigen Wechsel konnte bereits erahnt werden, welch aufregende 364 folgen würden.

Nur einen Tag später wurde publik gemacht, dass sich Rafael und Sylvie van der Vaart getrennt haben. In der Redaktion stieg der Konsum von Taschentüchern in den folgenden Tagen um 762,276 Prozent an. Wir danken Rafael, Sylvie, aber auch Sabia, für bald ein Jahr Schock-Meldungen im deutschsprachigen Boulevard-Blätterwald. Ach, was leiden wir seit Monaten mit euch mit. Es musste sogar die Kaffeemaschine in der Kantine weichen, damit wir uns das Abo des Lifestyle-Magazins "Intouch" leisten können. Danke dafür.

Es verging keine Woche im neuen Jahr, als uns der nervige, etwa 1.40 grosse "Zauberzwerg" ein erstes Mal aufregte. Wie erwartet sicherte sich Messi den vierten Ballon d'Or in Folge - Rekord. Und für uns Grund genug den Argentinier im FIFA 13 einen Abend lang böse abzugrätschen.

Knapp zwei Wochen später fand ein grosses Unheil seinen Anfang. Die peptastische Pep-Mania wurde in die Wege geleitet. Kurz: Der FC Bayern verkündete den Spanier als Nachfolger für den im kommenden Sommer scheidenden Jupp Heynckes. Dies war gleichbedeutend mit dem Startschuss für masslos übertriebenes Herumbölzen von Lobeshymnen und Superlativen in Richtung Guardiola.

Man ging immer davon aus, Barcelona 1999 nicht toppen zu können. Bis zum 9. April 2013. 81 Minuten sind bereits im Dortmunder Signal-Iduna-Park gespielt, als Malagas Eliseu einen Konter der Spanier zum 2:1 und dem somit dem vermeintlichen Siegestreffer abschliesst. Zwei Tore fehlen dem BVB in diesem Champions-League-Viertelfinale noch, um in die Runde der letzten vier einzuziehen. Was sich in den kommenden Minuten abspielt, zeigt uns, weshalb wir Woche für Woche ins Stadion pilgern. Nachdem Marco Reus zwei Zeigerumdrehungen nach Ablauf der offiziellen Spielzeit ausgleicht, bahnt sich das Wunder an. Es ist Felipe Santana, der die 66'000 Zuschauer im Stadion endgültig zum explodieren bringt - 3:2. Football, bloody hell.

Und der Fussball geizte weiter nicht mit seinen Sensationen. Anfangs Mai besiegt der FC Urnäsch den FC Bazenheid nach 0:2-Rückstand mit 4:3.

Die Fussball-Schweiz aus dem Häuschen. Der FCB zieht nach einem Elfmeter-Krimi gegen Tottenham in den Halbfinal der Europa League ein. Einer der Protagonisten: Innenverteidiger Fabian Schär. Vor einem Jahr noch in der Challenge League aktiv, bremst er in diesen Tagen Grössen wie Gareth Bale aus. Gras fressend, im Dreck wälzend, grätschend und bölzend spielt er sich in die Herzen der Fans.

Die Welt steht still. Am 25. April wurde Alain Sutter 45 Jahre und 92 Tage alt.

Mitte Mai 2013 war es soweit: David Beckham trat ab. Nicht, dass der Fussball-Welt die vielen Tore oder Dribblings des 38-jährigen Engländers fehlen würden, Nein. Zu den fussballerisch ganz Grossen hat er nie gehört. "Becks" war auch nie nur ein Fussballer. Der Name David Beckham stand für eine Marke. Englands ehemaliger Kapitän war mehr Produkt, als Fussballer. Wobei das mitunter auch schade ist. Mit seinen Freistössen und Flanken trug er in einzelnen, dann aber sehr grossen Momenten dazu bei, dass dieser Sport faszinierte. Sein einstiger Lehrmeister tritt ebenfalls ab. Nach über einem Vierteljahrhundert und Abertausende von Kaugummis sagt Sir Alex Ferguson "Goodbye". Eine beispiellose Loyalität nimmt dabei sein wohlverdientes Ende. Ferguson und ManU - das sind unter anderem 13 englische Meisterschaften und 2 Champions-League-Titel. Wir verneigen uns ehrfürchtig vor einem Mann, der den Fussball nachhaltig geprägt hat.

Irgendwie war es surreal, dieses deutsche Champions-League-Finale am 25. Mai. Im Wembley, dem Bauchnabel des englischen Fussballs, duellierten sich zwei Bundesligisten um Europas Krone im Vereinsfussball. Es war der endgültige Beweis dafür, dass sich die Bundesliga in den vergangenen Jahren zur Elite-Liga mauserte. Eine etwas graue Färbung hatte dieses Endspiel aber dennoch. Vor allem, dass sich der FC Bayern den Pokal krallte, widerte uns, von Geburt an Anti-Bayern-Denker, ziemlich an. Unsere Hoffnung, Möchtegern-Kapitän Philipp Lahm würde ohne internationalen Titel seine Karriere beenden müssen, ging ebenso verloren, wie die Vorstellung einer Kloppschen Jubel-Faust, die so heftig gewesen wäre, dass Guardiola gar nie nach München hätte kommen wollen.

Derweil hielt die Türkei in diesen Wochen den Atem an. Vor allem am Taksim-Platz in Istanbul versammelten sich Tausende von Menschen, um gegen das Regime von Präsident Erdogan zu protestieren. Dabei spielten sich Szenen ab, die uns bewiesen, dass es wichtigeres als den Fussball gibt. Tatsächlich verbündeten sich Fans von Besiktas, Fenerbahce und Galatasaray, um Widerstand gegen die harte Gangart des Staates zu leisten. Unglaublich ist dieser Fakt, wenn man bedenkt, dass beim Aufeinandertreffen dieser Fussballclubs sonst mindestens Fäuste fliegen. Derbys wie GC gegen den FCZ dürfen da im Vergleich getrost als Kindergeburtstag abgestempelt werden. Wunderbare Bilder.

Im Land des Austragungsortes für die WM wird traditionell ein Jahr vor diesem Grossanlass der Confed Cup gespielt. Neben den Protesten auf den Strassen Brasiliens, bot das Turnier wenig Aufschlussreiches. Bleibend dürfte der Auftritt des Gastgebers im Finale gegen die Übermannschaft aus Spanien sein. Mit dem deutlichen 3:0 schoss man sich endgültig in den Kreis der Favoriten für die WM. Mit einem Mix aus hoher Aggressivität und extremen Pressing - vor allem in der ersten Halbzeit des Finals - setzte man eine beachtliche Duftmarke in Richtung Konkurrenz. Ganz gross der Moment, als Verteidiger David Luiz einen sicher geglaubten Treffer von Pedro von der Linie grätschte. Für jeden Abwehrspieler ein sehr bewegender Augenblick.

"Chuten Chag, meine Chamen und Cherren. Chrüss Gott. Verscheihen Sie mein Scheutsch.", sprach Guardiola zu den 240 Medienvertretern aus aller Welt. Es waren Worte voller Wärme und Liebe. Worte, die "I have a dream" oder "Yes, we can" wie billige Werbe-Slogans stehen lassen. Worte, die vielleicht den Weltfrieden einleiten. Challo Pep.

In den folgenden Tagen gleicht Peps Status dem eines Gottes. Jede Handbewegung wird wahrgenommen. Einmal spricht er wild gestikulierend mit Rafinha. Wir alle fragen uns: Was will uns Pep damit sagen? Was ist seine Botschaft? Was will er uns damit auf den Weg geben? Und zu guter letzt: Sind wir schon genug Pep? Im Namen des Ballbesitz', der halben Neun und des heiligen Peps. Amen.

Im Sommer wechselt Maximilian Karner vom SV Ried zum SV Grödig. Die übertriebene Berichterstattung rund um den Transfer des österreichischen Innenverteidigers stellte den Wechsel von Gareth Bale zu Real Madrid für lachhafte 100 Millionen Euro locker in den Schatten.

Die explodierenden Ablösesummen waren vor allem in der Sommerpause, wo jeder Fan nach irgendwelchem möglichen Fussball lechzt, Gesprächsthema Nummer Eins. Die Manager der Vereine verwechselten in vielen Situationen den Fussball Manager von EA Sports mit dem realen Leben. Da wurde munter eingekauft. Mit teils völlig weltfremden Summen, schienen sogar Transfers von Messi oder Ronaldo nicht allzu unmöglich. Highlights in der Rubrik Sommer-Transfers wurden dafür Cavani (für 64 Mio. Euro zu Paris), Falcao (für 60 Mio. Euro zu Monaco), Neymar (für 57 Mio. Euro zu Barcelona), James Rodriguez ((James wer?!) für 45 Mio. Euro zu Monaco) oder auch Fernandinho (für 40 Mio. Euro zu Manchester City).

Man sass am 29. August kurz nach sieben vor dem Fernseher und sah das Unheil seinen Lauf nehmen Nach nicht einmal einer Minute führte der russische Rekordmeister mit 1:0. Unheil? Vermeintlich. Was sich in den folgenden gut 90 Spielminuten abspielte, wird jeder FCSG-Fan noch seinen Enkeln erzählen. Mit 4:2 schlug man den russischen Verein und zog somit in die Gruppenphase der Europa League ein. In der jüngsten Vereinshistorie, vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass man vor einem guten Jahr noch zweitklassig war, ein riesiger Erfolg. Unvergessen die emotionalen Tor-Schreie von SRF-Kommentator Sascha Ruefer.

Vergessen Sie den 11. September oder den 1. August. Ja, selbst der 24. Dezember wird bald aus Ihrem Gedächtnis gestrichen werden. Denn: Am 8. September 2013 wurde so ziemlich alles, was die Menschheit vorher gesehen hat, in den Schatten gestellt. Die Gründung des Fussball,Schatz' wurde Tatsache. Als Synonym für Liebe, Glück oder perfekten Sportjournalismus ist er bereits heute weltweit bekannt. Er wird auf einer Stufe mit Gandhi oder Martin Luther King genannt. Tendenz steigend.

Das Phantom-Tor von Hoffenheim bestimmt die Schlagzeilen im Sport-Teil sämtlicher Medien. Nach einem Kopfball Stefan Kiesslings fliegt der Ball am Tor vorbei, um anschliessend über ein Loch im Netz von aussen ins Tor zu fliegen. Schiedsrichter Felix Brych gibt den Treffer und Leverkusen siegt mit 2:1. Zehn Tage später wurde die Klage Hoffenheims abgewiesen und das Resultat bestätigt. In diesen Tagen erhielt die Forderung nach der Torlinientechnik neue Nahrung. Diese wurde im Übrigen in der Premier League zum ersten Spieltag der laufenden Saison eingeführt.

5. Oktober 2013. Der FC Urnäsch kommt bei der 4. Mannschaft des FC Uzwil nicht über ein 1:1 hinaus.

"Shaqstarke Nati fährt nach Brasilien", titelt der Blick gewohnt wortgewandt. Ja, die Schweiz ist qualifiziert. Am 11. Oktober siegt man mit 2:1 in Albanien, was die Reise an den Zuckerhut besiegelt. Keine Woche später gibt Trainer Hitzfeld seinen Rücktritt nach Ende der Weltmeisterschaft bekannt.

Am 24. Oktober zerlegt Zlatan Ibrahimovic den RSC Anderlecht im Alleingang. Vier Tore steuerte er zum 5:0-Auswärtssieg im Constant Vanden Stock bei. Es gibt vielleicht vier oder fünf Spieler auf dieser Welt, die sagen dürfen, sie seien so richtig gut. Ibrahimovic gehört eindeutig dazu. Und weil er dies auch gerne oft und öffentlich zum Besten gibt, lieben wir ihn.

Fussball ist ein Spiel, wo elf Spieler gegen elf Spieler versuchen, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen. Bla, Bla und nochmals Bla, dachten sich da wohl Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic, die das Playoff-Spiel um die WM-Qualifikation mal eben zur Plattform ihre Fähigkeiten zu zeigen, nutzten. Sechs Tore fielen in diesen zwei Spielen. Dass sich nur "CR7" und "Ibra" für diese Treffer verantwortlich zeigten, ist ja wohl klar. Dabei hatte Ronaldo aber das bessere Ende für sich. Er setzte sich mit dem Gesamtscore von 4:2 gegen den Schweden durch. Herrlich aber, was dieser nach dem verlorenen Hinspiel auf die Frage "Wer kommt jetzt weiter?" zu einem Reporter sagte. "Das weiss nur Gott", zeigte sich der 32-jährige gläubig. Der Reporter entgegnete: "Den können wir ja schlecht fragen." Ibra sagte dann das, was ein Ibra so sagt: "Doch. Er steht vor dir."

Wunderbar, grossartig, ja gar unglaublich. Nach wenigen Sekunden mischt sich im Gedanken an die beiden Basler Siege über den mächtigen FC Chelsea aber auch Ärger mit ein. Ärger darüber, dass man sich trotz zwei Vollerfolge über die Millionen-Truppe aus London nicht in der Königsklasse überwintern kann. Als Mohammed Salah am 26. November kurz vor halb Elf den Ball an Petr Czech vorbei im Tor versenkte und somit seine Farben zum Sieg schoss, war die Welt im Schweizer Vereins-Fussball noch heil. Klar darf man zwei Wochen später auf Schalke verlieren. Wenn man aber aus zwei Spielen gegen Bukarest nur zwei Punkte holt, reichen auch famose Siege über die Blues nicht. 

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