Sonntag, 17. November 2013

Dortmund vs Bayern - Vorschau auf taktischer Ebene

Am kommenden Samstag duellieren sich Jürgen Klopps Dortmunder ein weiteres Mal mit dem Rekordmeister aus München. Eine Vorschau auf taktischer Ebene.

Der Rekordmeister aus München setzt auf Ballbesitz. Bei Guardiola hat diese Idee noch mehr Priorität. Unter seiner Regie hat der Meister rund 67 Prozent Ballbesitz, während es unter Heynckes “nur“ 61 Prozent im Durchschnitt waren. Es resultieren viele Querpässe und ein Spielerfeld, das in die Breite gezogen wird. Voraussetzung für die Art Fussball zu spielen ist eine technisch hohe Veranlagung bei den Spielern. Vor allem in der Nähe des Strafraums wird der Platz immer enger, da sich so ziemlich alle Gegner der Bayern hinten hinein stellen. So ist die Technik ein unabdingbares Mittel, um auch auf engen Räumen den Ball sicher annehmen und dann weiterleiten zu können. Um unberechenbar zu sein wird in der Offensive rotiert. Diesen Vorgang hat Pep Guardiola noch weiter ausgereizt. Im Gegensatz zu Heynckes‘ 4-2-3-1-System setzt der Spanier auf ein flexibles 4-1-4-1. Einzig Die Doppelsechs wurde abgeschafft. Man spielt nur noch mit einem defensiven Mittelfeldspieler. Dafür hat dieser zwei weitere Zentrale vor sich, die für eine bessere Bindung zwischen Defensive und Offensive sorgen sollen. Dort wird ebenfalls fleissig rotiert. Derzeitiger Münchner Sechser ist meist Philipp Lahm. Wer die Spiele der Münchner beobachtet weiss, wie oft dieser mittlerweile vor dem gegnerischen Tor auftaucht. Denn: Er wechselt sich mit seinen zwei Kollegen im Zentrum ab. So ist Lahm manchmal in der Position des Spielgestalters, dafür rückt aber Kroos auf die Sechs. Im Zentrum ist man so noch variabler als zu Zeiten von Jupp Heynckes. Allerdings mit der Konsequenz, dass man bei Konterangriffen des Gegners anfälliger geworden ist. Nach zwölf Partien hatte man unter der Leitung Heynckes‘ fünf Gegentreffer zu beklagen. Unter Guardiola sind es deren sieben. Auf den Flügelpositionen wird ebenfalls munter rotiert. Spielt man mit der sogenannten “halben Neun“, kann gar die Sturmspitze auf die Aussenpositionen oder auf das zweifach besetzte Zentrum vor der Sechs ausweichen. Mario Mandzukic ist kein Spieler, der für dieses Vorhaben prädestiniert ist. Kopfball- und Abschlussstark gehört er in die Spitze. Spielt er, ist die Rotation nicht so ausgeprägt, wie es bei einer Nomination von Mario Götze der Fall ist. Mit ihm sind die Münchner noch schwieriger auszurechnen, als sie es vorher schon waren.

4-1-4-1
4-2-3-1

Auf der anderen Seite der BVB. Keines der  vergangen sechs Duelle in der Bundesliga konnte der 23-malige Meister für sich entscheiden. Jedes Mal aber gelang es den Bayern über mehr Ballbesitz zu verfügen. Dass man trotzdem gewinnen kann, bewies der BVB in den ersten vier Duellen von diesen besagten sechs. 2:0, 3:1, 1:0 und 1:0 gingen die Duelle jeweils zu Gunsten der Klopp-Elf aus. Dabei hatten die Dortmunder durchschnittlich 41.6 Prozent Ballbesitz. Anders als beim Gegenüber aus München geniessen andere taktische Vorgaben höhere Priorität. Worte wie Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel werden von Klopp gepredigt. Auch hier bedarf es gewisser Voraussetzungen, um diese Spielidee umzusetzen. Dabei ist vor allem die Fitness wichtig. Sowohl auf Dauer, als auch für einzelne Momente. Seit zwei Jahren macht die Bundesliga die Laufleistungen der jeweiligen Teams, gar des jeweiligen Spielers, publik. In den vergangen beiden Spielzeiten lief der BVB durschnittlich 118 Kilometer und der FC Bayern durchschnittlich 113 Kilometer pro Spiel, was die beiden verschiedenen Spielformen unterstreicht. Nicht, dass man schlechter ist, wenn man weniger läuft, der Stil der Dortmunder ist einfach um einiges aufwendiger. Wenn man teils 70 Prozent Ballbesitz hat, kann man sich die Kugel zuschieben ohne die Linie auf und ab sprinten zu müssen. Die Dortmunder tragen ihre Angriffe schnell aus. Nach Ballgewinn wird, wenn möglich, gleich einen Angriff eingeleitet. Das geht mitunter schnurstracks. Die Abwehr rückt heraus und die Offensivspieler, im Dortmunder 4-2-3-1-System beim Aufrücken von einem Sechser rund fünf Spieler, schwärmen aus. Diesen Vorgang nennt man Umschaltspiel. Das Gegenpressing beschreibt das sofortige Attackieren des Gegners nach eigenem Ballverlust. Grundsätzlich braucht man sowohl beim Umschaltspiel, als auch beim Gegenpressing jeden einzelnen Spieler. Ansonsten öffnen sich Räume für die gegnerische Elf. Vor allem beim Gegenpressing ist man anfällig. Die Versuchung ist gross kopflos den Gegenspieler zu stören. Dass man mit diesem unüberlegten Verhalten Platz schafft oder seinen eigentlichen Gegenspieler aus den Augen verliert, vergessen viele in diesen oft unübersichtlichen Situationen. Jürgen Klopp sagt derweil über diese Form des Fussballs: „Das Gegenpressing ist der beste Spielmacher.“ Gewinnt man nämlich nach eigenem Ballverlust den Ball gleich wieder, so erwischt man den Gegner an einem unangenehmen Zeitpunkt. Die Abwehrspieler rücken auf, das Mittelfeld will sich am Angriff beteiligen. Defensiv ist man da ziemlich desorientiert. Dies ist wohl die einzige Möglichkeit die starke Bayern Abwehr zu knacken. Mit Ballbesitz, wie es der FC Barcelona in der letztjährigen Halbfinal-Serie in der Champions League versuchte, wird das wohl nichts. 

Ein abschliessendes Fazit lässt sich nicht machen. Man braucht nur einen Blick auf die vergangene Saison in der Königsklasse zu werfen, um zu sehen, welche Erfolge beide Arten Fussball zu spielen, vorzuweisen haben. 

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